Mobbing: Wenn Menschen ausgegrenzt und schikaniert werden – mit Catarina Katzer

Shownotes

Geläster auf dem Schulhof, Beleidigungen im Internet oder Demütigungen am Arbeitsplatz - Mobbing hat viele Gesichter und hinterlässt bei den Opfern seelische Narben. Betroffene haben unter anderem ein erhöhtes Risiko für Suchterkrankungen, Depressionen und andere psychische Probleme. Umso wichtiger ist es, Mobbing frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Wie das geht, erklärt uns Dr. Catarina Katzer, Psychologin und Leiterin des Instituts für Cyberpsychologie & Medienethik in Köln. Im Gespräch mit Yael Adler beantwortet sie Fragen wie:

• Welche Arten von Mobbing gibt es? • Wer ist besonders häufig betroffen? • Welche Rolle spielen die sozialen Netzwerke? • Welche langfristigen Folgen kann Mobbing haben? • Was kann ich tun, wenn ich Opfer von Mobbing werde?

Weitere Informationen zum Thema gibt es hier:

Cybermobbing in der Gaming-Szene: tk.de/techniker/2155868

Krisenchat – Hilfe bei seelischen Belastungen: tk.de/techniker/2118058

Setz dich für andere ein: tk.de/techniker/2052322

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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu "Ist das noch gesund?" der Podcast der Techniker.

00:00:15: Ich bin Dr.

00:00:16: Yael Adler, Ärztin mit eigener Praxis in Berlin und heute geht es um das Thema Mobbing bzw.

00:00:21: Cyber-Mobbing.

00:00:22: Gemeint ist das systematische Fertigmachen und Ausgrenzen von Menschen.

00:00:28: Es hinterlässt oft tiefe Spuren bei den Betroffenen, auch noch über viele Jahre.

00:00:32: Und es kann extreme Folgen für unsere Gesundheit haben.

00:00:35: Doch wie erkennt man Mobbing?

00:00:37: Welche Rolle spielen dabei das Internet und Social Media und wie kann man gegen Mobbing

00:00:41: vorgehen?

00:00:42: Darüber spreche ich mit Dr.

00:00:43: Katharina Katzer.

00:00:44: Sie ist Leiterin des Instituts für Cyberpsychologie und Medienethik in Köln und beschäftigt sich

00:00:51: seit über zwei Jahrzehnten mit der Forschung zum Thema Mobbing und auch, wie sich Mobbing

00:00:56: durch die Cyberräume verändert hat.

00:00:59: Sie ist Volkswirtin und Sozialpsychologin und jetzt geht's los.

00:01:03: Hallo Frau Dr.

00:01:06: Katzer, herzlich willkommen und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen.

00:01:10: Ich freue mich, hallo.

00:01:12: Erklären Sie uns mal, was Mobbing überhaupt ist, das ist ja ein englischer Begriff.

00:01:15: Wofür steht der?

00:01:16: Wenn wir Mobbing definieren möchten, dann muss man sagen, es ist eigentlich eine Handlung,

00:01:20: die eine gezielte Schädigungsabsicht hat.

00:01:23: Das heißt, eine Person soll gezielt, fertig gemacht, schikaniert werden und das nicht

00:01:27: nur einmal, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg.

00:01:30: Das heißt, Mobbing hat verschiedene Aspekte, die wichtig sind, die Schädigungsabsicht, den

00:01:34: längeren Zeitraum, das heißt die Wiederholung und natürlich auch eine Art Macht-ungleich-Gewicht,

00:01:40: der Täter der Mobber gegenüber dem Opfer.

00:01:42: Kommt es auch von diesem Begriff der Mob, der so böse über die Straßen fegt und Menschen

00:01:47: verfolgt, steckt es da drin?

00:01:48: Ja, richtig.

00:01:49: Wir haben natürlich eine Art fertig machen und wir haben ja verschiedene Arten von Mobbing,

00:01:53: also von dem Mob sozusagen, von der Gruppe, die gegenüber einer Person aktiv wird und

00:01:58: aggressiv reagiert und sich versucht, fertig zu machen.

00:02:01: Wir haben das ja auf der physischen Ebene, das heißt man kann ganz gezielt Leute natürlich

00:02:05: schlagen, verprügeln oder den Gewalt androhen.

00:02:08: Wir haben natürlich verbales Mobbing, das heißt man beleidigt Leute, man schenselt

00:02:13: die, man schreit sie an und versucht sie zu unterdrücken, man versucht sie auch sozial

00:02:18: zu isolieren, also auszuschließen, in die Gruppe nichts hinein zu bekommen und wir haben

00:02:22: natürlich auch dieses psychische Mobbing, das heißt man versucht ganz gezielt Lügen

00:02:27: zu verbreiten, Gerüchte, Häme, also Dinge fakes sozusagen, die nicht stimmen, um eine Person

00:02:33: in ein schlechtes Licht zu rücken.

00:02:34: Und wo kommt das überall vor?

00:02:36: Man würde ja denken, auch in der Schule, da erinnere ich mich so, aber ich kenne auch

00:02:39: im Erwachsenenalltag Situationen.

00:02:41: Wo finden wir also Mobbing Vorfälle?

00:02:43: Absolut, also Mobbing ist kein Kinder- oder Jugendthema, wir haben es in der Schule, aber

00:02:47: wir haben es natürlich auch bei den Erwachsenen, wir haben es in den Lehrräumen, in der Schule

00:02:51: krischen den Lehrern, Lehrpersonen, wir haben es im Beruf, das heißt also Mitarbeiter,

00:02:56: Kollegen, aber auch Vorgesetzte, die andere mobben, wir haben es auch im privaten Bereich,

00:03:01: das heißt also auch Ex-Partner oder Ex-Freundinnen oder Freunde, die sie sozusagen einen Versuchen

00:03:05: fertig zu machen, das heißt wir haben es in Schule, Beruf, Privatleben auf allen Ebenen.

00:03:10: Und wir haben es natürlich auch in der Nicht-Analogen-Welt?

00:03:13: Richtig.

00:03:14: Wir sehen, dass Mobbing sich in den letzten Jahren oder Jahrzehnten deutlich verändert

00:03:18: hat.

00:03:19: Also das, was sich früher sozusagen in der Schule oder Schulhof oder sozusagen in dem

00:03:23: Unternehmen stattgefunden hat, dass sich das immer mehr in den digitalen Raum verlagert.

00:03:27: Das heißt heute sind soziale Netzwerke, sind aber auch Videoportale wie YouTube oder

00:03:32: TikTok oder WhatsApp, also die ganz neuen digitalen Kommunikationsmedien.

00:03:36: Das sind die Ausdrucksformen des neuen Mobbings, das wir Cyber-Mobbing nennen.

00:03:40: Da gibt es ja noch einen weiteren Begriff "Schizdorm".

00:03:42: Geht das in diese Richtung?

00:03:44: Absolut.

00:03:45: Schizdorm geht in die Richtung.

00:03:46: Schizdorm heißt ja, dass sich im Endeffekt eine Gruppe zusammenrottelt.

00:03:49: Sozusagen es fängt eigentlich leise langsam an, dass man sozusagen gegenüber einer Person

00:03:54: im Netz böse Dinge äußert oder sie schikaniert.

00:03:56: Aber dass sich das sozusagen nachher fortsetzt, nachher sind es sich nur fünf, zehn, nachher

00:04:00: sind es hundert Tausende, die auf diesen Zug aufspringen und diese Person versuchen,

00:04:04: fertig zu machen.

00:04:05: Das heißt also jemand wird in ein schlechtes Licht gerückt, fertig gemacht, vielleicht

00:04:08: aufgrund seiner politischen Einstellung, aufgrund seiner Meinung oder aufgrund seines

00:04:11: Aussehens, was er postet zum Beispiel im Netz, welche Bilder er von sich preis gibt.

00:04:15: Und das löst dann sozusagen eine Spirale des Hasses aus.

00:04:18: Und dann gibt es noch den Begriff "Bulling"?

00:04:20: Also Bulling und Mobbing ist eigentlich der ähnliche Begriff.

00:04:24: Der Bulling-Begriff ist eigentlich der Englischsprach-Begriff.

00:04:27: Das, was wir normalerweise in der Forschung sagen, wir Bulling auch zu Mobbing und wir

00:04:31: sagen Cyber-Bulling, aber Deutsch übersetzt sagen wir ihm Cyber-Mobbing oder eben Mobbing.

00:04:35: Und der Unterschied jetzt nochmal zwischen der Analogen, also der echten Welt und der

00:04:39: digitalen Welt.

00:04:40: Gibt es überhaupt einen oder ist das eigentlich gleich nur das eine ist in gesprochener

00:04:44: und körperlicher und das andere in getippter Form?

00:04:46: Nein, es gibt schon ganz starke Unterschiede.

00:04:49: Gerade die Auswirkungen auf die Opfer, die betroffen sind extrem anders.

00:04:52: Weil wenn wir Mobbing im traditionellen physischen Raum betrachtet haben, zum Beispiel in der

00:04:56: Schule, dann war es dann so, wenn die Schüler, die Kinder dann sozusagen nach Hause gekommen

00:05:00: sind, dann hatten sie zu Hause ein Schutzraum.

00:05:02: Dann war das Mobbing außen vor der Tür.

00:05:04: Heute ist es aber so, dass das Cyber-Mobbing ja 24 Stunden läuft, weil das Smartphone

00:05:09: ja praktisch am Körper oder im Kinderzimmer, nachts sozusagen im Bett liegt.

00:05:12: Das heißt, der Terror hört überhaupt nicht auf.

00:05:15: Sie haben sozusagen einen dauerhaften Mobbing-Bullschuss, einen dauerhaften Druck auf Kinder und Jugendliche

00:05:20: aber auch auf Erwachsene.

00:05:21: Und das erhöht den psychischen Druck und die psychischen negativen Effekte.

00:05:25: Und dann haben wir noch etwas anderes.

00:05:27: Wenn Mobbing in der Schule stattgefunden hat, hat das vielleicht irgendwann mal ein Ende

00:05:31: gehabt.

00:05:32: Aber Cyber-Mobbing hat eigentlich nie ein Ende.

00:05:34: Wir sprechen mittlerweile von einer Endlos-Viktimisierung.

00:05:37: Wenn das, was im Netz steht, kann ja nicht richtig gelöscht werden.

00:05:40: Selbst wenn ich auf YouTube Videos herausnehme oder von Fotoportalen, die Fotoslöscher.

00:05:45: Jemand kann die auf seinem Handy oder Smartphone heruntergeladen haben, um die auch Jahre

00:05:49: später wieder ins Netz zu stellen.

00:05:51: Das heißt, was einmal im Netz über mich kursiert, kann eigentlich immer wieder auftauchen.

00:05:54: Und das macht auch sozusagen diesem psychischen Druck die negativen Effekte auf die Betroffenen

00:05:59: so wahnsinnig stark und dramatisch.

00:06:01: Und das ist zum Teil schlimmer, sehen wir in der Forschung, als das normale Mobbing,

00:06:06: das auf den physischen Raum begrenzt ist und dem wir vielleicht mal entfliehen können,

00:06:10: wenn wir dann einen anderen Beruf haben oder eine andere Schule haben.

00:06:13: Aber dem Cyber-Mobbing können sie nicht mehr entrennen.

00:06:15: Und das macht das so dramatisch.

00:06:16: Jetzt sagen Sie, spielt sich viel online ab.

00:06:19: Eigentlich heißt es soziale Netzwerke.

00:06:21: Man müsste aber hier eher unsoziale Netzwerke sagen.

00:06:24: Ja, absolut.

00:06:25: Welche Rolle spielt, dass man so in Kommunikation miteinander ist?

00:06:28: Also was wir ganz deutlich feststellen, dass soziale Netzwerke, die eigentlich sozial

00:06:32: sein sollten, durchaus toxisch wirken.

00:06:35: Vor allen Dingen hat es damit zu tun, dass sich die Täter anders im Netz wahrnehmen.

00:06:39: Das heißt also, wenn ein Täter vor einem Opfer im physischen Raum steht und weiß,

00:06:44: da hinten sitzt er und ich muss irgendwas machen, um ihn fertig zu machen, dann muss

00:06:47: ich sehr viel Mut haben.

00:06:48: Aber ich muss mir auch etwas überlegen, strategisch vorgehen zu können, dass ich etwas verstecke

00:06:52: oder irgendwann die Tafelschreibe oder so.

00:06:54: Im Netz brauche ich das nicht.

00:06:56: Im Netz habe ich als Täter das Opfer nicht vor mir.

00:06:58: Das heißt, ich habe überhaupt keine Empathie.

00:07:00: Das Opfer ist weit weg.

00:07:01: Und ich selber sehe mich aber auch nicht als Täter, weil ich sozusagen ja nur im Endeffekt

00:07:06: vor dem Screen sitzen bleibe und etwas im digitalen Raum mit meinen Fingern verfasse,

00:07:11: vielleicht sogar ein Foto oder Video hochlade.

00:07:13: Das heißt, dieses Gefühl, die eigene Emotion, mich als Täter zu sehen, ist zum Teil gar

00:07:17: nicht vorhanden.

00:07:18: Diese Hemmschwelle im digitalen Raum deutlich aggressiver zu sein, deutlich schneller etwas

00:07:23: Gemeines zu koasten, ist deutlich niedriger als im physischen Face-to-Face-Raum.

00:07:28: Und viele sind ja auch mit irgendeinem Fake-Namen da unterwegs.

00:07:31: Auch das muss man sagen, natürlich werden Fakes auch benutzt, um digitale Taten auszuüben.

00:07:37: Das heißt auch, um Mobbing auszuüben, andere fertig zu machen, damit man nicht bekannt wird.

00:07:41: Aber mittlerweile sehen wir sogar eine Form, das auch mit dem Klarnamen gemobbt wird.

00:07:45: Das heißt, dass die Aggression und diese Mobbinghandlung gar nicht mehr so wahrgenommen

00:07:49: wird, als etwas, das nicht in Ordnung ist, sondern dass sie sozusagen gerechtfertigt wird.

00:07:53: Also wir sehen zum Beispiel bei den Tätern, gerade im Bereich des Cyber-Mobbings, dass

00:07:57: die Mehrheit der Täter äußert, das Opfer hat es tatsächlich verdient.

00:08:00: Das heißt, es ist gerechtfertigt, dass sich diesen Person mobbel und fertig machen.

00:08:06: Also diese schädigende, strafbare Handlung wird gar nicht mehr als anormal angesehen,

00:08:10: sondern wird ins normale Repertoire des Verhaltens übertragen.

00:08:13: Und das ist in den letzten Jahren wirklich eine bedenkliche Entwicklung, weil das gerade

00:08:17: bei Kindern und Jugendlichen passiert.

00:08:19: Also diese Einstellung, das ist in Ordnung, wenn ich aggressiv gegenüber anderen bin.

00:08:23: Und das ist schon ziemlich bedenklich.

00:08:25: Das heißt, Kinder und Jugendliche sind besonders betroffen?

00:08:28: Ja, muss man schon ganz klar sagen.

00:08:30: Also wir sehen zum Beispiel, dass die Täter und die Opfer immer jünger werden.

00:08:33: Also wir sehen mittlerweile einen Peak bei den Zwölfjährigen, dass in Deutschland ein

00:08:37: Drittel der Zwölfjährigen an Cyber-Mobbing teiligt sind oder Opfer von Cyber-Mobbing werden.

00:08:43: Das heißt also, es sind nicht mehr die 14 bis 16-Jährigen, von denen wir sagen, dass

00:08:47: es eigentlich die Hauptgruppe in der Pubertät steckend, sondern wir sehen, dass die Opfer

00:08:51: und die Täter jünger werden.

00:08:52: Und wir sehen zum Beispiel gerade auch bei den Grundschullehrern, wenn wir die befragen

00:08:56: in Studien, fast jeder zweite Grundschullehrer erkennt Cyber-Mobbing und Mobbingfälle.

00:09:01: Und das sind schon Zahlen, die dramatisch sind und die uns auch für die Frage stellen,

00:09:06: was können wir denn tun, um dagegen wirken zu können?

00:09:09: Da kommen wir nachher noch mal dazu.

00:09:11: Wie sieht es aber aus mit so Strafbarkeit?

00:09:14: Also wenn man so mit offenen Namen jemanden wirklich fertig macht, da müsste doch ständig

00:09:18: irgendwie so eine Internetpolizei dann reagieren können.

00:09:20: Also Internetpolizei wäre schön.

00:09:22: Die haben wir aber leider nicht.

00:09:23: Aber es ist ganz klar, wenn ich jemanden beleidige, wenn ich Lügen verbreite, wenn ich jemanden

00:09:27: versuche zu erpressen, das sind ganz klar Straftaten auch nach dem Strafgesetzbuch.

00:09:32: Da muss man natürlich gucken, wer verübt diese Taten, sind die jetzt jünger als 14,

00:09:37: dann sind sie nicht strafmündig.

00:09:38: Also ein Zwölfjähriger, der jemanden jetzt fertig macht und jemanden beleidigt oder bedroht

00:09:42: oder ein gemeines Video jetzt dreht von Mitschüler auf der Toilette zum Beispiel oder in der

00:09:47: Umkleide, ziehen sich aus, sind nackt und dann findet man das und stellt ins Netz.

00:09:51: Der ist nicht haftbar.

00:09:52: Das heißt, man muss auch sehen, welche Strafbarkeit ist da, weil wie kann man zum Beispiel auch

00:09:56: Kinder und Jugendliche davor schützen, dass sie zum Täter werden und wie kann man die

00:10:00: Kinder dann auch sanktionieren?

00:10:01: Also auch das ist eine Frage.

00:10:02: In manchen Ländern haben wir auch die Strafmündigkeit durchaus in einem jüngeren Alter, wird heruntergesetzt.

00:10:07: Man sagt, mein Gott, also wenn ich mit zwölf Jahren jemanden so fertig mache, so brutal

00:10:11: bin, dann muss ich auch dafür verantwortlich gemacht werden.

00:10:14: Warum wird man zum Täter?

00:10:16: Was reitet einen da?

00:10:17: Also ich kann mir das gar nicht vorstellen.

00:10:18: Ich habe gar nicht solche Gelüste jemanden so fertig zu machen oder noch vor Publikum

00:10:21: und so.

00:10:22: Aber es muss das ja geben, wenn das so häufig ist.

00:10:24: Also was fühlen diese Täter?

00:10:26: Wir haben zum einen gewisse Risikofaktoren, die ein schneller zum Täter werden lassen.

00:10:30: Also ganz klar ist, dass generell eine gewisse Einstellung zur Gewalt da ist, dass man schon

00:10:35: positiv Gewalt gegenüber eingestellt ist, dass man grundsätzlich eher mit Aggressionen versucht,

00:10:40: auch Probleme zu lösen.

00:10:41: Dass man auch aus so einem familiären Hintergrund, freundschaftlichen Gruppenhintergrund mit

00:10:46: Aggressionen anders umgeht, dass also diese Problemlösefähigkeit, Kommunikationsfähigkeit

00:10:51: ohne Gewalt nicht vorhanden ist.

00:10:53: Da muss man allerdings auch sagen, dass wir eine deutliche Zunahme an Mobbing seit der

00:10:58: Corona-Krise gesehen haben.

00:11:00: Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die nicht gelernt haben, Probleme zu lösen, ihre eigenen

00:11:05: Impulse zu kontrollieren, kann das dazu führen, das Engste und Sorgen in Gewalt münden.

00:11:11: Wir haben zum Beispiel auch festgestellt, dass in Corona-Zeiten auch der Freundschaftsbegriff

00:11:16: sich verändert hat, dass viele Jugendliche gesagt haben, ich kann meinen Freunden gar

00:11:21: nicht mehr vertrauen, aus dem Grund, weil sie physisch nicht mehr anzusehen waren, weil

00:11:25: sie nur noch auf das Digitale zurückgesetzt waren.

00:11:27: Also so, wenn wir sagen, Kinder und Jugendliche sind digital versiert, das spielt eine große

00:11:32: Rolle, ja.

00:11:33: Aber wenn sie nun digital kommunizieren, dann haben sie das Gefühl für die Freundschaften

00:11:37: nicht mehr.

00:11:38: Das kann dazu führen, dass man dann Kommunikationsprobleme eben nicht so wie wir verbal vernünftig löst,

00:11:44: sondern auch in Form von Aggressionen.

00:11:46: Aber es spielt natürlich auch eine gewisse Macht eine Rolle.

00:11:50: Also auch die Kompensation von bestimmten Fähigkeiten, die ich nicht habe, gerne hätte

00:11:54: und das Gefühl habe, ich kann sie anders nicht erlangen und auch Macht gegenüber bestimmten

00:11:59: Personen auszuüben.

00:12:00: Auch das spielt beim Mobbing eine gewisse Rolle.

00:12:04: Also Impulskontrolle ist ein Thema, Machtgefühl ist ein Thema, bisschen aggressive Grundhaltung

00:12:09: ist ein Thema, Gewalttätigkeit oder so.

00:12:12: Aber wie sieht es aus mit so Komplexen und Neid und Lieblosigkeit, ist man vielleicht nicht

00:12:17: geliebt worden als Kind oder was?

00:12:19: Es ist schon so, dass wir auch bei vielen Tätern das gut fühlen haben, dass sie selber nicht

00:12:23: zur Opfer werden wollen.

00:12:24: Es ist auch eine Art Schutzfunktion, sage ich mal, dass sie das gut fühlen haben, wenn

00:12:28: sie jetzt nicht aggressiv gegenüber anderen reagieren, dass sie selber in diese Opferrolle

00:12:32: gedrängt werden.

00:12:33: Man kann auch sagen, dass eine gewisse Identität oder ein Selbstbild dazu führen können, dass

00:12:38: jemand schnell zum Täter wird.

00:12:40: Sie haben gesagt, die Selbstliebe, dass man sich selbst nicht mag oder dass man das gut

00:12:43: fühlt, man ist vernachlässigt.

00:12:45: Also auch diese emotionale Vernachlässigung kann dazu führen, dass ich natürlich, wenn

00:12:49: ich über Probleme oder meine Gefühle nicht sprechen kann, dass ich ein Ventil brauche.

00:12:54: Also das sind sicherlich verschiedene Faktoren, die ich nicht einzeln betrachten kann, aber

00:12:58: die ich zusammennehmen muss, ganz klar.

00:13:00: Und gibt es Menschen, die so das typische Opfer sind?

00:13:04: Ich kann es mir gar nicht vorstellen, weil ich ehrlich gesagt, wenn ich so an alle Situationen

00:13:08: denke, die ich im Leben gesehen habe, wo Morbing eine Rolle spielte, da gab es alle Arten von

00:13:12: Opfern, starke Charaktere, schwache Charaktere.

00:13:15: Es ist sicherlich so, dass man nicht sagen kann, dass es den idealen Opfertypos gibt.

00:13:20: Aber sicherlich kann man feststellen, dass gewisse Verhaltensweisen dazu führen, dass

00:13:24: man schnell zum Opfer wird.

00:13:25: Zum Beispiel, wenn man sehr schüchtern ist, wenn man sehr zurückhaltend ist und andere

00:13:29: Menschen das Gefühl hat, man könnte sie schneller beherrschen.

00:13:31: Auch wenn zum Beispiel Kinder und Jugendliche, es gilt aber auch für Erwachsene, gerade online

00:13:35: viel von ihren Sorgen und Problemen preisgeben.

00:13:38: Also wenn sie jemanden suchen und dabei sprechen möchten, dass sie vielleicht Liebeskummer haben

00:13:41: oder sie haben Probleme im Job, dass dies als Schwäche angesehen wird und von anderen

00:13:46: aus genutzt wird.

00:13:47: Also das haben wir schon.

00:13:48: Wir haben aber natürlich auch starke Charaktere, also Personen, die eine bestimmte politische

00:13:53: Einstellung haben oder die queer sind oder die für eine Einstellung stehen und die diese

00:13:58: Position auch online vertreten, die aber dann eben von bestimmten Gruppen gegangen werden

00:14:03: und gemobbt werden.

00:14:04: Diese Personen sind häufig sehr stark, aber wir sehen, dass auch diese Personen, wenn

00:14:08: das Mobbing zu extrem und zu intensiv und zu stark wird, dass auch sie das Gefühl haben,

00:14:13: sie können das nicht mehr aushalten.

00:14:14: Also dass sie dann auch die Kanäle irgendwann anschalten und sagen, ich brauche eine Pause.

00:14:18: Also es ist nicht so, dass sie dann so ein dickes Fälle haben, um das auszuhalten.

00:14:21: Ich erinnere mich an meine Schulzeit.

00:14:24: Ich hatte eine Klassenkameradinnen, die hatte Schuhe, die einigen Kinder nicht gefallen

00:14:28: haben.

00:14:29: Und im Schulhof traten sie dann der Reihe nach auf diese Schuhe von diesem Mädchen und

00:14:33: das hat mir das Herz zerrissen.

00:14:34: Ich war schon immer ein sehr sozialer Typ tatsächlich und habe sie dann versucht zu

00:14:37: verteidigen und dann ist die Situation vorbeigegangen.

00:14:40: Und Jahre später im Gymnasium ist sie dann zu einer herausragenden Mopperin geworden.

00:14:45: Und ich habe das ja nie vergessen, diese damalige Zeit und fand das so krass, wie man sich so

00:14:50: verwandelt.

00:14:51: Und wie kann man das dann so machen, so dass man vom Opfer eben dann zum Täter wird, weil

00:14:54: man nie wieder will, dass einem so was passiert?

00:14:56: Die Forschung zeigt, dass wir so 20 Prozent der Opfer haben, die auch zum Täter werden.

00:15:01: Das heißt, es ist eine Art Schutzfunktion, Mechanismus.

00:15:04: Es ist aber meistens auch dann, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen früher nicht so

00:15:07: adäquat geholfen wurde.

00:15:09: Obwohl sie in ihrer Situation, in der die Mädchen geholfen haben, sie geschützt haben, kann

00:15:12: es ja sein, dass im Laufe der Zeit noch andere Situationen hinzugekommen sind, die sie so

00:15:16: geprägt haben, dass sie gesagt hat, ich kann mich nicht anders wehren.

00:15:19: Ich kann mich nur wehren, indem ich selber aggressiv bin.

00:15:22: Wir sehen es zum Beispiel auch im Bereich des Cybermobbings, dass wir sogar Beobachter

00:15:26: haben, also Leute, die bei anderem das sehen, die diese Person schützen möchten, dass sie

00:15:31: auch dann im Endeffekt gegen den Mopper vorgehen, also auch in eine gewisse Aggression, gewisse

00:15:36: Mobbinghandlung anwenden.

00:15:37: Also wir sehen auch schon aus der psychologischen Sicht, dass an sich wehren, durchaus einen

00:15:43: auch zum Täter machen kann.

00:15:44: In so Bürokonstellationen, da gibt es ja auch so was, so Gruppendynamiken und dann gibt's

00:15:50: so Leute, die sich besonders lieb haben, die dann jemand ausschließen und tuscheln und

00:15:55: vielleicht jemanden sogar kränken.

00:15:56: Wie kann man dieses Phänomen noch besser professionell beschreiben oder gehört das einfach dazu,

00:16:02: ab einer gewissen Stückzahl, also in Frauenteams zum Beispiel scheint das eine Rolle zu spielen?

00:16:06: Es gibt natürlich den Zickenkrieg, aber das haben wir bei Männern genauso.

00:16:10: Bei Männern äußert sich das nur anders.

00:16:12: Also die machen ihre Kriege, die führen die einfach anders auch im Büro.

00:16:16: Man muss einfach sehen, dass Frauen eher verbal tätig sind, dass Frauen auch eher so

00:16:20: bisschen, gerade auch im digitalen Raum eher mehr schreiben, auch so bisschen mehr Lügen

00:16:24: verbreiten und die männliche Ebene ist dann schon ein bisschen härter.

00:16:28: Also die verbreiten dann eher schon mal Fotos, Videos, sie drohen auch schon mal eher.

00:16:32: Also das sind schon auch Unterschiede bei Mann und Frau oder bei Mädchen und bei Jungs,

00:16:36: sage ich jetzt mal.

00:16:37: Aber es ist sicherlich so, dass wir eine gewisse Gruppendynamik haben im Mobbingprozess.

00:16:41: Es ist ja nie nur ein Täter und das ist eigentlich auch der Casus knackt.

00:16:45: Das ist das Problem, dass man diese Gruppendynamik aufbrecht.

00:16:47: Die meisten Täter können agieren, weil sie Menschen haben, die entweder aktiv mitmachen

00:16:53: oder die beobachten und weggucken und das dulden.

00:16:55: Und das ist das Problem.

00:16:56: Wir müssen eigentlich die Menschen, die zugucken oder die sozusagen mit einem halben Bein in

00:17:01: dem Prozess mit drinstehen, die müssen wir eigentlich aufhörteln und sagen Leute, hier

00:17:04: ist eine Grenze überschritten, das hat bei uns in unserem Umfeld nichts zu tun.

00:17:08: Diese Mitläufer, die beistehen.

00:17:10: Das heißt, das ist eigentlich eine ganz wichtige Gruppe, ob das im Jugendbereich ist oder auch

00:17:14: im Büroalltag.

00:17:15: Dass man sagt genau auf die müssen wir schauen, dass wir die sozusagen auf Schulen und ihnen

00:17:19: sagen, hallo ihr müsst hingucken und weil ihr die Mehrheit seid, könnt ihr aufstehen und

00:17:23: können sagen zu den Mobbern Leute, das wollen wir nicht.

00:17:25: Das hat bei uns nichts zu suchen.

00:17:27: Jetzt muss man natürlich aber auch eines sagen.

00:17:29: Gerade wenn wir im beruflichen Alltag oder im Beruf denen und Unternehmen uns angucken,

00:17:34: dass Mobbing eigentlich ein Thema ist, das gerne ausgespart wird und viele Unternehmen sich

00:17:39: mit dieses Thema gar nicht kümmern.

00:17:40: Das heißt, weil es ist unangenehm, es hat Emotionen zu tun, unter Umständen sind Abteilungen

00:17:46: durcheinander.

00:17:47: Es ist Arbeit und das wollen viele Unternehmen sparen.

00:17:49: Was bedeutet also jetzt genau nochmal Mobbing für die Gesundheit des Opfers, seelischer

00:17:56: und körperlicher Art?

00:17:57: Was wir ganz klar sehen, dass Mobbing nicht spurlos an einem vorbeigeht, sondern dass

00:18:01: wir beim Großteil der Opfer extreme massive psychische Probleme haben, also auch Langzeitprobleme.

00:18:07: dass Cybermobbing betrachten bei Kindern und Jugendlichen, dann haben wir ein Drittel,

00:18:11: die dauerhaft belastet sind.

00:18:13: Das heißt, die auch nach einem oder anderthalb Jahren kein normales Leben führen können.

00:18:17: Und wir sehen, dass auch die Suizidgedanken bei den Betroffenen deutlich zunimmt.

00:18:22: Vor einigen Jahren war es jeder fünfte Jugendliche, der von Cybermobbing betroffen war, der daran

00:18:26: gedacht hat, heute ist es mittlerweile jeder vierte Jugendliche.

00:18:29: Das heißt, die dramatische Belastung für die Psyche ist so extrem stark, dass wir Hilfestellung

00:18:36: geben müssen und dass wir aber auch prämitiv arbeiten müssen, dass es eben gar nicht so

00:18:40: weit kommt.

00:18:41: Denn wenn wir Betroffene sehen, die zum Teil die Schule nicht mehr beenden können, die

00:18:45: Lehre nicht machen können, normalen Beruf nicht ausüben können, die aber auch das

00:18:49: Vertrauen in Personen verlieren, auch in Freundschaften.

00:18:52: Das heißt, sie haben immer Angst, wenn sie jemand kennenlernen, meint es, der jetzt

00:18:54: ehrlich mit mir ziehen, sich eher zurück, isolieren sich.

00:18:57: Also das sind schon massive Probleme, die auf diese Menschen zukommen.

00:19:01: Hier müssen wir wirklich vorab etwas tun.

00:19:03: Und die Täter, wenn die dann so gemobbt haben, fühlen die sich dann gut?

00:19:08: Also ich meine, eigentlich ist da negative Energie abgesprüht worden und das ist doch

00:19:12: für keine Seele schön.

00:19:14: Ja, das würden wir jetzt denken, das ist für keine Seele schön.

00:19:17: Aber in dem Moment, wo sie sozusagen sehen, dass sie erfolgreich waren, dass das Opfer

00:19:21: am Boden liegt oder die Tränen im Netz geweint werden, dann ist das schon so eine Art Adrenalinausstoß.

00:19:27: Das heißt, sie fühlen sich mächtig, sie fühlen sich gut und wenn sie auch noch von

00:19:30: anderen bestärkt werden, nämlich von der Gruppe, die mitmacht und die sagen, du bist ein toller

00:19:33: Kerl, du hast die Kraft, du hast die Macht, du kannst die fertig machen, du bist hier der

00:19:37: Beste, der Stärkste.

00:19:38: Das sind schon Dinge, die das Selbstbild eines Täter dann prägen.

00:19:41: Aber im negativen Sinne, sie fühlen sich stark, sie fühlen sich gut, sie fühlen sich

00:19:45: unverwundbar.

00:19:46: Und die Masse der Mitläufer, was fühlen die denn?

00:19:50: Also ich denke, es ist schon sehr unterschiedlich.

00:19:53: Also viele denken natürlich, die das mitbekommen, ach so schlimm wird es schon nicht sein, das

00:19:58: wird sich schon regeln.

00:19:59: Man muss sich selber nicht aktiv werden.

00:20:00: Also sozusagen auch die Verantwortung nach außen an die anderen abgeben.

00:20:04: Das ist für das eigene Gewissen sehr schön.

00:20:06: Auf der anderen Seite haben viele Mitläufer auch Angst, selber zu werden, wenn sie aktiv

00:20:11: eingreifen.

00:20:12: Also auch das spielt eine Rolle.

00:20:13: Die Zivilcourage.

00:20:14: Genau, also dass im Endeffekt die Zivilcourage gar nicht ausgeprägt ist oder man Angst hat

00:20:18: Zivilcourage auszuüben, weil man denkt, oh Gott, wenn ich das jetzt mache, dann werde

00:20:22: ich selber zur Zielscheibe.

00:20:23: Also sind schon verschiedene Faktoren, die die Mitläufer beeinflussen.

00:20:27: Es gibt natürlich auch Mitläufer, denen ist vollkommen egal, ist was passiert.

00:20:31: Das haben wir also.

00:20:32: Aber dann gibt es ja auch die, die dann so applaudieren und nochmal, nochmal mitmachen

00:20:36: und lachen und so.

00:20:37: Auf jeden Fall.

00:20:38: Also einer wird da in den Fokus genommen und dann hängen sich da wiederwertige Leute

00:20:41: dran.

00:20:42: Also ich finde das ganz schrecklich.

00:20:43: Was sind das für miese Seelen?

00:20:45: Es ist schrecklich, aber es sind auf einmal Gruppenprozesse, die hier auch zum Tragen

00:20:50: kommen, dass wenn einer alleine so etwas macht, ist er weniger mächtig.

00:20:53: Aber je mehr Leute mitmachen, umso stärker fühlt sich auch die Gruppe.

00:20:56: Und wenn auf einmal dann 1000 oder 10.000 Joho und Ja schreien, dann ist diese Gruppenmacht,

00:21:02: dieses Übermächtige, ist so stark und wirkt so auf das Selbstbild der Einzelnen zurück,

00:21:07: dass sie das Gefühl haben, wir sind Mitglied, wir gehören dazu.

00:21:09: Uns kann es keiner was.

00:21:11: Wir sind die Tollsten, wir sind die Stärksten und wir haben die Macht.

00:21:14: Also es sind schon Rückkopplungsprozesse, die hier stattfinden.

00:21:17: Also wenn einer etwas tut und es kommt nichts zurück, dann hat das keine Wirkung.

00:21:21: Aber die Wirkung kommt dann, indem viele Leute mitmachen und je mehr mitmachen, umso mehr

00:21:25: springen auch auf.

00:21:26: Und wenn mehr schon dabei sind, umso mehr zielen sie die Gruppen an und die Menschen an.

00:21:29: Als ob das so ganz primitive Dinge sind, die in uns stecken und da so wach gerettet werden.

00:21:34: Schon im Frühjahr 1900 gab es die Forschende Psychologie der Massen.

00:21:38: Also wie kommt es zu Massen, Phänomänen, Massengewalt.

00:21:41: Wenn einer alleine dasteht und jemanden verprügeln muss, ist das schwierig.

00:21:46: Aber je größer die Gruppe, umso einfacher wird es.

00:21:48: Sag mal, auch das Gefühl hat, keiner ist dagegen.

00:21:51: Und je mehr nichts tun oder sie mehr dabei sind, haben sie auch das Gefühl, wir sind

00:21:55: eine mächtige Wand.

00:21:56: Und wir werden immer größer und immer stärker.

00:21:58: Und das Spannende ist auch, wenn viele in einer Gruppe sind, dann sagen auch viele,

00:22:03: "Ich bin es ja nicht alleine, ich bin noch gar nicht schuld.

00:22:06: Es ist ja der andere, der Täter ist und ich mache ja nur so ein bisschen."

00:22:09: Also ich bin ja eigentlich gar nicht die hauptschuldige Person.

00:22:11: Das heißt, unser Gewissen erleichtern wir auch dadurch, dass wir die Verantwortung

00:22:15: an die Gruppe abgeben.

00:22:16: Und das ist etwas, was psychologisch auch dann dazu führt, dass wir es gar nicht so schlimm

00:22:20: finden, dass wir jetzt da mitmachen und mithetzen.

00:22:23: Weil wir uns das so im Kopf zusammenstrukturieren.

00:22:25: Das heißt, wie können wir Außenstehende dazu bringen, dass sie mutig werden, ihre Stimme

00:22:30: erheben?

00:22:31: Gibt es da einen Trick vielleicht schon an dieser Stelle?

00:22:32: Ich glaube, wir müssen einfach jeder, der zum Beispiel im Netz durch die Gegend läuft,

00:22:36: mit offenen Augen rumlaufen.

00:22:37: Und es gibt ja Gruppen, wie ich bin hier, die auf Facebook eine ganz große Anzahl mittlerweile

00:22:42: sind und die aufrufen dazu und sagen, guckt hin, leg die virtuelle Hand auf die Schulter

00:22:48: und sagt immer, ich bin da.

00:22:49: Wenn etwas nicht in Ordnung ist, mit uns könnt ihr reden.

00:22:51: Die auch Leute ansprechen, die sich in Ton vergreifen.

00:22:54: Das heißt, wir müssen uns auch ein bisschen selber mehr aktivieren.

00:22:58: Und wenn wir im Netz uns bewegen, dann müssen wir auch für unsere Werte kämpfen, sage

00:23:01: ich mal.

00:23:02: Und die vertreten.

00:23:03: Wir sind leider ein bisschen frau.

00:23:04: Wir klicken eher weg, als dass wir uns darüber Gedanken machen.

00:23:07: Ich glaube, dieses Gefühl, dass dieses Weckklicken eben schädlich ist auf unsere gesamtgesellschaftlichen

00:23:12: Prozesse.

00:23:13: Ich glaube, das müssen wir wieder lernen.

00:23:14: Das müssen wir gerade auch in die Schulen hineintragen.

00:23:16: Die Techniker macht den Mythen-Check.

00:23:26: Mythos Nummer eins.

00:23:27: Cybermobbing betrifft nur junge Menschen.

00:23:30: Nein, überhaupt nicht.

00:23:31: Wir sehen das gerade bei den Erwachsenen.

00:23:34: 25 Prozent Cybermobbing regelmäßig beobachten.

00:23:36: Mythos Nummer zwei.

00:23:38: Sich als Opfer anderen mitzuteilen, macht die Situation nur schlimmer.

00:23:42: Stimmt nicht.

00:23:43: Sie macht sie nur besser, weil ich mich nicht alleine fühle und weil Hilfe kommt.

00:23:48: Mythos Nummer drei.

00:23:50: Opfer von Mobbing sind oft wächer als andere.

00:23:52: Das stimmt nicht.

00:23:54: Man muss sich nicht wehren, gewalttätig.

00:23:57: Man kann es mit Worten tun.

00:23:58: Und vor allem wichtig ist, dass man Hilfe holt und dass man gemeinsam in der Gruppe stark

00:24:02: gegen die Mobba vorgeht.

00:24:03: Das war der Mythen-Check der Techniker.

00:24:09: Wie können Eltern erkennen, dass ihr Kind gerade in so einem Mobbing-System gefangen

00:24:16: ist, insbesondere dann, wenn das Kind die Eltern gar nicht anspricht?

00:24:19: Meistens ist es so, dass die Kinder die Eltern nicht ansprechen, weil sie Schamgefühl haben,

00:24:24: weil sie auch Angst haben, dass die Eltern vielleicht überreagieren, gerade wenn wir

00:24:27: Cybermobbing betrachten und haben das Gefühl, die Eltern nehmen ein Smartphone weg, sie

00:24:30: dürfen nicht mehr ins Netz.

00:24:32: Sie haben auch Angst, dass die Eltern vielleicht zu schnell irgendjemand informieren und sie

00:24:36: dann noch mehr in den Fokus geraten.

00:24:37: Also Eltern sollten glaube ich einen guten Blick entwickeln für Veränderungen, die ihr

00:24:42: Kind zeigt.

00:24:43: Also wenn zum Beispiel das Kind auf einmal nicht mehr so gerne zur Schule geht, Schlaf

00:24:47: Schwierigkeiten hat, ist aufschreckt, wenn das Handy bimmelt oder wenn es vibriert oder

00:24:51: wenn es sagt, ich möchte gar nicht mehr so viel mit dem Internet machen oder mit meinem

00:24:54: Smartphone.

00:24:55: Oder wenn es weniger ist oder wenn es mehr ist.

00:24:58: Also wenn Dinge passieren, die eigentlich untypisch sind, ich glaube, darauf sollten Eltern

00:25:01: achten, übrigens aber auch Lehrer, auch die sollten geschult werden, hinschauen, wenn

00:25:05: sich ihre Schüler verändern.

00:25:06: Da muss nicht immer Mobbing dahinter stecken, aber es könnte so sein.

00:25:09: Und Kinder auch ansprechen, auch bestimmte Dinge ist glaube ich ganz wichtig.

00:25:14: Aber das macht nur Sinn, wenn die Kinder den Eltern natürlich auch im Vorfeld vertrauen.

00:25:17: Wenn sie wissen, dass sich man Sorgen zu den Eltern gehen kann und die nicht auf einmal

00:25:20: überreagieren.

00:25:21: Das heißt, es ist so ein zweischneidiges Schwert.

00:25:23: Also Eltern sollten sich beruhigen, sie sollten klar sein, sie sollten aber auch die Kinder

00:25:27: signalisieren, dass sie wissen, dass es sowas gibt.

00:25:30: Also sie sollten ganz klar sagen, weil wir wissen, dass es Cybermobbing gibt.

00:25:33: Wir wissen auch die verschiedenen Formen und Arten und sie wissen auch, was auf TikTok

00:25:36: passiert, was auf WhatsApp passiert, was in der Schule sein kann.

00:25:40: Also sie müssen einfach auch viele Informationen sich heute mehr holen, um bei den Kindern

00:25:45: auch einen gewissen Vertrauensvorschuss zu bekommen.

00:25:47: Dann öffnen sich die Kinder auch eher.

00:25:49: Weißt denn überhaupt jeder, dass das gerade Mobbing ist, was abgeht?

00:25:52: Also ich denke mir so, es gibt ja viele Konflikte und das erstmal zu erkennen, dass da gerade

00:25:56: eine Mobbing-Situation besteht.

00:25:58: Woran erkennt man das genau?

00:25:59: Ich glaube, es ist am Anfang sicherlich schwierig.

00:26:02: Manchmal fängt es ja so an, dass so kleine Konflikte, kleine so Neckereien, ob bei Mädchen

00:26:07: oder bei Jungs, dass man sich mal ärgert, vielleicht der eine ist mal bevorzugt worden

00:26:10: oder der hat jetzt ein neues Smartphone und ich nicht.

00:26:12: Und das kann so langsam anfangen.

00:26:14: Aber wenn jemand stärker so in den Fokus gerückt wird als Betroffene, also eine Person, die

00:26:18: auf einmal immer wieder irgendwie blöd angegangen wird oder die zum Beispiel in der Schule auf

00:26:23: einmal mehr im Side steht, also ausgeschlossen wird, dass man sie nicht mehr anspricht, sie

00:26:27: nicht mehr dabei haben will, dann Sport auch nicht.

00:26:29: Auch zum Beispiel im Netz über WhatsApp, also wenn die nicht mehr informiert wird, wenn

00:26:33: irgendwelche Treffen stattfinden.

00:26:35: Dann kann man schon sagen, dass hier Mobbing sozusagen in den Anfängen steht.

00:26:40: Und im Unternehmen, welche Parallelen?

00:26:42: In den Unternehmen ist es eigentlich ähnlich.

00:26:44: Wenn ich merke, dass eine Person auf einmal in einer Abteilung ausgegrenzt ist, wenn sie

00:26:49: zum Beispiel auch zu bestimmten Meetings vielleicht zu spät kommt und sie sagt, ich habe die Informationen

00:26:54: aber gar nicht erhalten oder sie hat falsche Informationen erhalten.

00:26:56: Das heißt, wenn man sie auch von bestimmten Kommunikationsflüssen fernhält, wenn man

00:27:00: auch so den Kaffee klatscht nicht mehr mit ihr gemeinsam macht, wenn man sie beim Mittagessen

00:27:05: ausschließt.

00:27:06: Das sind schon Zeichen, die eigentlich auf Mobbing hindeuten können.

00:27:09: Also da sollte man hellhörig werden.

00:27:11: Was kann ich in selber tun, wenn ich merke, oh jetzt gibt es da eine Rotte gegen mich,

00:27:16: ich bin von Mobbing betroffen?

00:27:17: Erst mal Ruhe bewahren, zum Zweiten sich nicht verstecken, weil es wird nicht besser, wenn

00:27:23: ich mich nicht öffne und wenn ich versuche, das auszusetzen.

00:27:25: Es ist wichtig, dass ich das melde, dass ich mit jemandem spreche.

00:27:29: Entweder habe ich eine Freundin oder eine Vertrauensperson, der ich das sagen kann.

00:27:33: Im besten Fall habe ich auch in der Schule, wenn ich jetzt im schulischen Unsfeld stattfindet,

00:27:37: dass ich jemanden habe, mit dem ich darüber reden kann, also ansprechen kann.

00:27:41: Dann sollte ich natürlich auch den Elternbescheid geben, was manchmal schwierig ist.

00:27:45: Also viele Kinder möchten das nicht so gerne und da muss ich als Jugendlicher auch Informationen

00:27:50: darüber haben, dass ich vielleicht auch im Netz Hilfe finde.

00:27:52: Wir haben im Netz auch Online-Angebote, zum Beispiel U-Port, das ist eine Peer-to-Peer-Beratung.

00:27:58: Das sind Jugendliche, die selbst Erfahrungen mit Mobbing und Cyber-Mobbing gemacht haben

00:28:02: und andere Jugendliche beraten, die gerade auch in diesem Prozess sind.

00:28:04: Das müssen wir zum Beispiel in den Schulen machen, dass die Schulen sagen, es gibt hier

00:28:08: Hilfsmöglichkeiten im Netz.

00:28:10: Wir haben vielleicht auch einen Psychologen, der hier zuständig ist, aber dass man einfach

00:28:14: auch ein breites Angebot, ein Hilfsangebot auch sichtbar macht, sage ich jetzt mal.

00:28:19: Und im Team, wenn wir da gar keine Psychologen haben, wie kann man dann schaffen, diese

00:28:24: Erwachsenen, die sich so komisch fast kindlich benehmen, da erst mal darauf einzuschwingen,

00:28:29: dass hier ein Mobbing-Thema besteht?

00:28:31: Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass sich die Unternehmen in der heutigen Zeit wirklich

00:28:35: mit dem Thema Mobbing stärker befassen und das auch auf die Unternehmensagenda schreiben.

00:28:38: Dass sie ganz klar auch sagen, wir haben jemand im Unternehmen, der sich damit befasst und

00:28:42: er sich darum kümmert, dass die Mitarbeiter das Gefühl haben, ich stehe nicht alleine

00:28:45: da, weil meistens zum Abteilungsleiter oder zum Kollegen geht man dann vielleicht nicht

00:28:50: so gerne und man geht vielleicht auch nicht so gerne zu einer Tür und klopft da, dass

00:28:53: jeder sieht, jetzt habe ich ein Problem, sondern das Unternehmen auch so eine Art Online-Beratung

00:28:58: einrechnet.

00:28:59: Das heißt, wenn etwas passiert, was nicht in Ordnung normal ist, was ich beraten lassen

00:29:02: möchte, dass die Unternehmen das anbieten.

00:29:03: Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt, weil in dem meisten Unternehmen gibt es das

00:29:06: nämlich leider nicht.

00:29:07: Da wird es einfach unter den Teppich gekehrt und der Mitarbeiter traut sich dann auch nicht

00:29:11: mit jemandem zu reden.

00:29:12: Und wenn ich im Unternehmen jetzt keinen habe, der mir hilft, dann muss ich als Erwachsener

00:29:17: auch gucken, welchen Experten finde ich denn dann und dann kann ich vielleicht bei der

00:29:21: Internetbeschwerdestelle im Netz gucken, beim weißen Ring im Netz gucken und da Hilfe

00:29:26: finden.

00:29:27: Also es ist ganz wichtig, dass man guckt, gibt es irgendwo Experten, wenn mein Unternehmen

00:29:31: das nicht zur Verfügung stellt, mit denen ich reden kann, denn dieses Alleingelassen

00:29:35: zu sein und dieses Nichts zu tun, das Versuchen zu unterdrücken und wegzudrücken, das macht

00:29:39: alles nur noch schlimmer.

00:29:40: Manche Schulen verbannen das Smartphone.

00:29:43: Ist das ein guter Plan?

00:29:44: Also wenn ich das Smartphone verbanne möchte, um Mobbing zu verhindern, dann ist es sicherlich

00:29:49: ein ganz schlechter Plan, weil Mobbing ja nicht unbedingt jetzt vom Smartphone in der Schule

00:29:53: stattfindet, sondern 24 Stunden, wenn sie dann im Schulbus sitzen zu Hause, im Kinderzimmer

00:29:58: oder beim Sport oder im Vereinen sind.

00:30:00: Das heißt also, mit dem Smartphoneverbot verhindere ich kein Mobbing.

00:30:03: Das Einzige, was wirklich hilft, ist Präventionsarbeit in die Schulen zu tragen und zwar verpflichtend

00:30:10: in allen Schulen bei den jüngsten Anfang.

00:30:13: Wenn jemand Mobbing-Opfer geworden ist, wie baue ich diesen Menschen wieder auf, dass

00:30:17: er dann doch irgendwie wieder Vertrauen kriegt?

00:30:20: In der Psychologie sprechen wir ja so gerne von der Resilienz.

00:30:22: Das heißt, dass jemand auch fähig sein muss oder werden muss, auch mit bestimmten Dingen

00:30:26: wieder umgehen zu können, sich selbst auch zu vertrauen, dass er auch selber wieder stärker

00:30:30: wird und das Gefühl hat, auch gut zu sein und mit den Dingen umgehen zu können.

00:30:35: Das ist ganz wichtig, dass man den Menschen aus Gefühlen, sie sind auch nicht schuld, sie

00:30:39: sind gut so, wie sie sind und die Täter, die Mobber, sind eigentlich diejenigen, die etwas

00:30:44: falsch machen und die haben kein Recht, das zu tun.

00:30:46: Die Psyche muss hier schon wieder aufgebaut werden und man sollte schon auch Expertenrat

00:30:50: in Anspruch nehmen und sich hier auch Hilfe holen.

00:30:53: Und was ist, wenn man merkt als Eltern, dass das eigene Kind ein Täter ist?

00:30:57: Das ist eine ganz schwierige Situation, weil die meisten Eltern wollen das natürlich

00:31:01: nicht wahrhaben.

00:31:02: Also mein Kind tut so etwas nicht.

00:31:03: Es ist natürlich schwierig zu sagen, mein Kind ist ein Täter, aber ich glaube, es ist

00:31:07: wichtig, dass man sich als Eltern klarmachen muss, was für eine Situation habe ich, was

00:31:12: ist überhaupt passiert, dass man das auch dokumentiert, auch als Elternteil, dass ich

00:31:16: das auch, wenn ich das mitbekomme von der Schule oder vielleicht auch von den Eltern

00:31:19: des Opfers, dass ich selber ruhig bleibe, dass ich das einfach mal vor mich hinlege

00:31:24: und sage, das ist vorgefallen, mein Kind ist daran beteiligt und dass ich auch ganz klar

00:31:28: sage, wir müssen hier Konsequenzen ziehen.

00:31:30: Also auch dem Kind sagen, das ist ein Verhalten, das geht bei uns nicht, das ist nicht in Ordnung

00:31:34: und das muss sanktioniert werden.

00:31:35: Also das Schlimmste ist, was man auch einem Täter antun kann, dass man entweder ihn lobten

00:31:40: und sagt, das ist prima, da müssen die anderen durch, auch das ist ja oft so, dass es dann

00:31:43: so hergespielt wird, ist ja nicht so schlimm.

00:31:45: Das muss unter den Jugendlichen, in der Pubertät ist das schon mal so, in der Pubertät ist

00:31:49: das nicht so und das muss auch nicht sein, das müssen Kinder lernen.

00:31:52: Und ich glaube, das ist ganz wichtig, dass die Eltern sich das auch eingestehen, dass

00:31:56: sie auch sich dann Hilfe holen, dass sie das meistens selber nicht lösen können, ganz

00:32:00: klar.

00:32:01: Man versucht einen fremden Experten zu raten, sie sie mitzunehmen, weil das Kind, wenn

00:32:06: es zum Täter wird, sozusagen auch bei den Eltern ganz andere Spannungsverhältnisse sind.

00:32:11: Auch die Kommunikation kann unter Umständen gar nicht richtig stattfinden.

00:32:14: Das heißt, dass man dann auch sagt, man muss mit dem Kind, mit meinem Täterkind auch zu

00:32:19: einem Experten gehen, um dieses Problem lösen zu können.

00:32:21: Ja, für die Eltern ist ja auch so ein Schuldgefühl wahrscheinlich dabei.

00:32:24: Die denken sich ja, oh, was haben wir falsch gemacht, dass unser Kind so agiert.

00:32:27: Ja, wir haben Eltern, die einen gewissen Schuldgefühl haben.

00:32:30: Wir haben aber auch Eltern, die sagen, ist egal, ist ja nicht so schlimm, da müssen

00:32:34: die durch.

00:32:35: Also auch das haben wir.

00:32:36: Und wir haben auch Eltern, die das bei den Kindern eher bestärken, die sagen, ist auch

00:32:39: richtig, die schlopfen dem Kind auf die Schulter, ist in Ordnung, du bist ein harter Kerl, das

00:32:43: ist gut so.

00:32:44: Also wir haben eben auch Menschen für die Gewalt, sondern mal die Tät gehört.

00:32:48: Gewalt im Umgang und in der Kommunikation, um Konflikte zu lösen.

00:32:51: Das haben wir auch.

00:32:52: Das müssen wir anerkennen, dass es so ist.

00:32:54: Und dann können wir natürlich bei den Eltern relativ schwer nur zu Lösungen finden.

00:32:59: Präventionsstrategien, was sind Ihre wichtigsten Wünsche an uns?

00:33:05: Mein Wunsch wäre eigentlich, was wir schon seit Jahren fordern, dass wir Präventionsmanagement,

00:33:10: sozusagen in alle Schulen bringen.

00:33:12: Das heißt, dass wir bei der Grundschule anfangen und dann nicht nur einen Präventions-Tast

00:33:15: und Themen am Mobbing-Cyber-Mobbing machen, sondern dass es in das Schulkorrikerium aufgenommen

00:33:19: wird, dass die Schüler gezielt lauerhaft geschult werden zu dieser Thematik.

00:33:23: Was ist das?

00:33:24: Was bedeutet das?

00:33:26: Was bewirkt das bei den Betroffenen?

00:33:28: Was macht das mit den Tätern?

00:33:29: Wie kann ich dagegen vorgehen?

00:33:30: Wie können wir unser System verändern?

00:33:32: Und das einfach in die Struktur der Schule gehört.

00:33:35: Das Spannende ist, dass wir, wenn wir mal ins Außen gucken, in den Niederlanden 2016

00:33:40: wurde eingeführt eine Versicherung an allen Schulen zum Thema Cyber-Mobbing-Prävention.

00:33:45: Und wir sehen, dass bis praktisch Jahr 2020 als Corona anfing, die Zahlen von Cyber-Mobbing

00:33:50: deutlich zurückgegangen sind und deutlich niedriger waren als bei uns in Deutschland.

00:33:54: Das heißt, man sieht, Prävention hilft.

00:33:57: Also wäre wir bei den 14 bis 16 Jahren gucken, in Deutschland sind 25 von Cyber-Mobbing betroffen,

00:34:01: 25 Prozent in den Niederlanden waren es 15.

00:34:04: Wir können nicht jeden Täter davor schützen, Täter zu werden, auch nicht jeden Betroffen

00:34:08: schützen, aber wir können eine deutliche Zahl davor hindern.

00:34:12: Und das ist, denke ich, ganz, ganz wichtig.

00:34:14: Und gibt es auch noch Gedanken für die Gesellschaft oder für die sozialen Plattformen insgesamt,

00:34:20: was da noch verbessert werden könnte?

00:34:22: Ganz wichtig ist, dass die sozialen Medien, sozialen Plattformen die Anbieter stärker

00:34:26: in die Verpflichtung genommen werden, auch Hilfsangebote zu bieten, auch zu finanzieren.

00:34:31: Also wir haben vor Jahren eine Studie mit Experten weltweit durchgeführt und die haben

00:34:35: festgestellt, dass wir einen digitalen Notknopf gerne hätten auf allen sozialen Netzwerken,

00:34:40: also so ein Notfall SOS-Button.

00:34:42: Den haben wir jetzt die Franzosen witzigerweise, führen die den ein.

00:34:45: Das heißt, ob TikTok, ob YouTube, wo immer sie sich befinden, wird sozusagen ein digitaler,

00:34:50: immer sichtbarer Knopf eingeführt, denen dann Betroffene, Beobachter drücken können,

00:34:55: wo sie direkt an Hilfestellung kommen.

00:34:57: Ihnen wird direkt zugeordnet, jemand mit dem Sie reden können, der unter Umständen

00:35:01: auch vor Ort ist.

00:35:03: Es ist sozusagen ein Hilfssystem, dass bestimmte Dinge gar nicht eskalieren können oder dass

00:35:07: Betroffene nicht alleine gelassen werden.

00:35:09: Das direkt im ersten Moment, wenn ich merke, da entwickelt sich, da ist die Dynamik.

00:35:13: Es ist noch nicht so schlimm, aber es fängt an, dass ich dann schon beginne und da eingreifen

00:35:17: kann.

00:35:18: Ich glaube, das ist echt ein ganz wichtiger Faktor und dem bräuchten wir einfach auch

00:35:21: in Deutschland.

00:35:22: Wow, ja, haben Sie recht.

00:35:23: Ich hoffe, dass alle, die betroffen sind oder jemanden kennen, der betroffen ist jetzt

00:35:27: sensibilisiert sind.

00:35:28: Vielen Dank, Frau Dr.

00:35:29: Katharina Katzer, für diese vielen wichtigen Tipps, Hinweise und auch Ihren Appell.

00:35:33: Ich danke Ihnen ganz herzlich und wünsche Ihnen allen eine gute Zeit.

00:35:36: Danke.

00:35:37: Das war's für heute.

00:35:39: Wenn du uns bei Spotify hörst, dann freuen wir uns, wenn du noch an unserer kleinen Umfrage

00:35:43: teilnimmst und ansonsten erscheint die nächste Folge von uns in einem Monat.

00:35:46: Um sie nicht zu verpassen, folge uns einfach in deiner Podcast-App.

00:35:50: Wenn du Fragen hast, Kritik, Themenvorschläge, dann schreibe uns an podcast@thk.de oder nutze

00:35:58: die Social Media Kanäle der Techniker.

00:36:00: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

00:36:02: Tschüss!

00:36:04: [Musik]

00:36:13: SWR 2020

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