Bin ich emotional abhängig? - mit Hannah Maylou

Shownotes

Es passiert oft ganz schnell: Man verliebt sich, verbringt viel Zeit miteinander – und plötzlich drehen sich alle Gedanken und Pläne nur noch um diese eine Person. Klingt romantisch, kann aber auf Dauer belastend werden. Denn wer das eigene Lebensglück von einem anderen Menschen abhängig macht, schadet nicht nur sich selbst, sondern auch der Beziehung.

Genau das hat auch Hannah Maylou erlebt. Jahrelang war sie emotional von ihrem Partner abhängig, hat darunter gelitten, bis sie sich intensiv mit sich selbst auseinandergesetzt und schließlich ihren Weg hin zu mehr Freiheit und Unabhängigkeit gefunden hat, ohne ihre Beziehung zu verlieren.

Im Gespräch mit Dr. Yael Adler beantwortet sie Fragen wie:

  • Woran erkennt man emotionale Abhängigkeit?
  • Welche typischen Gedanken- und Verhaltensmuster gibt es?
  • Ist emotionale Abhängigkeit toxisch?
  • Was hat emotionale Abhängigkeit mit Liebe zu tun?
  • Wie kann man sich aus der emotionalen Abhängigkeit befreien?

Weitere Informationen der Techniker zum Thema gibt es hier:

Transkript anzeigen

00:00:00: Man kann sich es wirklich so vorstellen, wenn man getrennt ist, alle Gedanken drehen sich nur um diese eine Person.

00:00:05: Man hat das Gefühl, okay, ich kann nur glücklich sein, wenn ich bei dieser Person bin.

00:00:08: Wenn ich quasi dann meine Droge bekomme, dann bin ich glücklich und ohne dieser Person kann ich nicht überleben.

00:00:14: Also es ist wirklich so dieses Gefühl, ich brauche die Person, um zu überleben.

00:00:18: Allein bin ich nichts.

00:00:19: Also ohne dieser Person sterbe ich.

00:00:23: Hallo und herzlich willkommen zu.

00:00:25: Ist das noch gesund?

00:00:26: der Podcast der Techniker.

00:00:28: Ich bin Dr.

00:00:28: Yael Adler, Ärztin mit eigener Praxis in Berlin.

00:00:31: Und heute geht es um ein Thema, das bestimmt viele Menschen betrifft, aber es dürfte nicht so vielen bewusst sein.

00:00:37: Emotionale Abhängigkeit.

00:00:39: Mein heutiger Gast weiß aus eigener Erfahrung genau, wie sich das anfühlt.

00:00:45: Hannah Maylou war jahrelang selber betroffen von ihrem Partner emotional abhängig und hat unter dieser Situation ganz schön gelitten.

00:00:54: Und wir reden darüber, wie emotionale Abhängigkeit entsteht, wie man sie erkennt und vor allem, wie der Weg in ein selbstbestimmtes Leben gelingen kann.

00:01:04: Herzlich willkommen, lieber Hannah.

00:01:05: Ja,

00:01:05: vielen Dank für die Einladung.

00:01:06: Es freut mich sehr, dass ich hier sein darf heute.

00:01:08: Du bist mit deinem Partner seit elf Jahren zusammen.

00:01:12: Das heißt, emotionale Abhängigkeit mit diesem Partner selber erlebt.

00:01:15: Und jetzt?

00:01:16: Ja, jetzt fühlen wir eine erfüllte glückliche Beziehung.

00:01:19: Ist das

00:01:19: der Anlass gewesen auch darüber?

00:01:21: mit anderen zu sprechen, dass es dir gelungen ist, offensichtlich aus einer emotionalen Abhängigkeit.

00:01:26: rauszukommen?

00:01:27: Auf jeden Fall ja, weil ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt, wenn man emotional abhängig ist und auch wie schambehaftet dieses Thema ist.

00:01:35: Und ich habe ganz lange auch gar nicht gewusst, dass ich das habe, bis ich da eben im Laufe der Zeit draufgekommen bin.

00:01:40: Und ich habe einfach gemerkt, wie sehr mich das einschränkt und ich weiß auch aus eigener Erfahrung, wie sehr andere Frauen darunter leiden.

00:01:47: Das war so der ausschlaggebende Grund, warum ich begonnen habe, da auch öffentlich darüber zu sprechen, um diesen Thema zum einen die Scham zu nehmen und zum anderen eben Frauen wirklich zu stärken und auch da abzuholen, wo sie gerade stehen.

00:01:59: Wie

00:01:59: hast du denn bemerkt, dass dich irgendein Thema belastet?

00:02:02: Das kann man ja so eigentlich gar nicht greifen.

00:02:04: Ist ja nicht wie Fußschmerz oder Schnupfen.

00:02:06: Ja, also ich dachte auch ganz lang, das ist normal und das ist Liebe, weil wir in Filmen und Songs lernen, dass Liebe so vereinnahmend ist und dass die echte wahre Liebe, wenn er der Richtige ist, dann will er vierundzwanzig sieben mit der Zeit verbringen, tut alles für dich, ist obsest mit dir und Ich war das auch mit meinem Freund, ich wollte den Vierundzwanzig Sieben mit ihm verbringen, nur er wollte das irgendwie nicht.

00:02:30: und dann dachte ich mir eigentlich zuerst, okay, was ist eigentlich mit ihm falsch?

00:02:34: Liebt er mich nicht genug, bis ich dann drauf gekommen bin?

00:02:37: Also wie gesagt, wir sind jetzt elf Jahre zusammen und das war eine Journey und es gab auch nicht diesen einen Ausschlaggebenden.

00:02:44: Situation, wo ich gesagt habe, okay, ich bin emotional abhängig, sondern das war eher, dass ich meinen Verhalten öfter reflektiert habe und so im Laufe der Zeit realisiert habe, dass mich das doch betreffen könnte.

00:02:55: Hast

00:02:55: du da so richtige Symptome?

00:02:57: Also ist man dann traurig, sauer, depressiv, wütend?

00:03:00: Wie fühlt sich das an, wenn man so bemerkt, irgendwas stimmt nicht mit mir, mit ihm, mit uns?

00:03:04: Also es war ein bisschen von allem eigentlich.

00:03:06: Also die Hauptsache war eigentlich, dass ich keine Zeit ohne ihn verbringen konnte und das war schon am Anfang unserer Beziehung.

00:03:13: Also wir sind zusammengekommen, da war ich eben sechzehn und das ist eigentlich meine erste so richtige Beziehung.

00:03:18: Wir haben von Anfang an viel Zeit miteinander verbracht.

00:03:21: Und wenn er dann mal was mit Freunden machen wollte, dann, ich hab mich sehr verletzt gefühlt.

00:03:26: Und ihm war so dieses Gefühl, okay, er hat die anderen lieber als mich.

00:03:30: Und wenn ich dann allein war, dann bin ich auch gefühlt in so ein, ja, fast schon schwarzes Loch gestürzt.

00:03:36: Von tief, traurig, ich fühle mich, als wär ich allein auf der ganzen Welt.

00:03:40: Also so richtig verlassen, traurig.

00:03:44: Und Wut war auch da.

00:03:45: Also ich hab so sehr viele Emotionen gefühlt.

00:03:48: Sehr viele negative,

00:03:50: ja.

00:03:50: dir folgen und du bist sehr offen.

00:03:52: Ich habe dich auch gefragt, ob ich über dich persönlich sprechen darf mit dir und deinen Freund.

00:03:57: Wie ist das heute für euch?

00:03:58: Also ihr seid ja gemeinsam quasi diesen Weg gegangen.

00:04:02: Was sagt er denn dazu, dass du so offen über euch redest und alle können dabei zuschauen und zuhören?

00:04:06: Er ist da eigentlich noch offen als ich lustigerweise.

00:04:09: Also ich frage ihn immer zuerst, ob ich das auch besprechen darf.

00:04:12: Und er ist immer so, ja klar, warum nicht.

00:04:15: Also es gibt tatsächlich mittlerweile mehr Themen, wo ich davor denke.

00:04:19: Puh, weiß nicht, ob das too much is und er ist so, ja, mach ruhig, mir egal, passt schon.

00:04:23: Also er ist da sehr offen.

00:04:26: Nach welcher Zeit ungefähr hast du gemerkt, okay, wir müssen etwas ändern und was hast du dann gemacht?

00:04:30: Es ist bisschen schwierig zu sagen, was jetzt so wirklich der ausschlaggebende Grund war.

00:04:35: Ich kann mich erinnern... Mein Vierundzwanzigster Geburtstag, das war im Jahr ... ... zweiundzwanzig, da war ich sehr, sehr traurig.

00:04:42: Also da hab ich eigentlich den ganzen Tag nur geweint.

00:04:44: Weil ich mir dachte, Scheiße, ich hab keine Freunde, ich hab keine Freizeit.

00:04:48: Ich hab nur meine Beziehung, nur mein Job.

00:04:51: Und es war so der Fokus sehr lange in meinem Leben auf Karriere machen, Geld verdienen und meine Beziehung.

00:04:56: Und ich hab dann gemerkt, okay, ich hab eigentlich gar nichts anderes im Leben, außer meine Karriere und meine Beziehung.

00:05:02: Da war ich wirklich sehr ... Wie gesagt, ich habe den ganzen Tag auf der Couch verbracht und habe geweint und habe mich so in einem tiefen Loch gefühlt.

00:05:09: Und da dachte ich mir, okay, ich muss da jetzt wirklich was ändern.

00:05:12: Das war für mich der ausschlaggebende Grund, auch in Therapie zu gehen, in Psychotherapie.

00:05:17: Und so habe ich nach und nach realisiert und mir auch einfach als Vorsatz gesagt, okay, ich möchte meinen Fokus mehr auf meine Freizeit lenken, mehr wieder auf meine Freundinnen.

00:05:27: Es kam eigentlich aus so bisschen Karriere-Sicht, bis ich dann nach und nach realisierte, okay, diese emotionale Abhängigkeit ist auch ein großer Teil davon.

00:05:36: Unter anderem auch dieser Leistungsdruck hat ja auch damit zu tun.

00:05:39: Also es ist ein sehr verworrenes Thema, wo irgendwie alles ein bisschen zusammenhängt.

00:05:43: Deswegen kann man nicht sagen, was jetzt so... der Ausschlaggebende Grund war.

00:05:47: Emotionale Abhängigkeit klingt ja so nach Sucht und manchmal denkt man auch, der Partner würde einen quasi so ein bisschen da missbrauchen, dass der irgendwie unschöne Seiten hätte und man lässt sich alles gefallen.

00:05:58: Aber das ist es gar nicht, wie ich jetzt verstehe.

00:05:59: Es ist eher so aus dir heraus, dass du irgendeine Vorstellung von Beziehung hattest und es nicht erfüllt saßt.

00:06:05: Wie ist da dieser Abhängigkeitsaspekt einzuordnen?

00:06:08: Ich finde es interessant, dass du Sucht angesprochen hast, weil es ist so eine Form von Sucht.

00:06:11: Man kann sich das wirklich vorstellen, als wäre man züchtig nach dieser Person.

00:06:15: Es ist auch der Fakt, dass so viele emotionalabhängige Menschen auch generell Suchtprobleme haben.

00:06:20: Das hängt sehr viel zusammen und überschneidet sich auch oft.

00:06:23: Man kann sich das wirklich vorstellen, wenn man getrennt ist, alle Gedanken drehen sich nur um diese eine Person.

00:06:28: Man hat das Gefühl, ich kann nur glücklich sein, wenn ich bei dieser Person bin.

00:06:32: Wenn ich quasi da meine Droge bekomme, dann bin ich glücklich und ohne dieser Person kann ich nicht überleben.

00:06:37: Also es ist wirklich so dieses Gefühl, ich brauche die Person umzüber.

00:06:41: überleben, allein bin ich nichts, ohne dieser Person sterbe ich.

00:06:46: Und dein Partner hat ja das gemerkt, dass du so viel brauchst von ihm?

00:06:50: Also, er könnte sich auch geert gefühlt haben oder gings ihm auf die Nerven.

00:06:53: Ja, also das war oft eigentlich ein schon Diskussions- und Streitthema, dass er ... eigentlich alles gegeben hat, was er geben konnte, aber es war trotzdem zu wenig.

00:07:02: Also es war mir trotzdem zu wenig, weil ich einen sehr hohen Anspruch hatte.

00:07:06: Also ich hatte diesen Anspruch, okay, er muss seine gesamte Zeit mit mir verbringen.

00:07:10: Wenn er irgendwann mal was mit dem anderen machen will, dann liebt er mich nicht.

00:07:14: Also das war mir nicht zu bewusst damals.

00:07:16: Und ich habe schon gemerkt, okay, es belastet mich ja selber, dass ich keine Zeit alleine verbringen kann, dass ich nicht alleine schlafen kann.

00:07:23: Es hat sehr mein Alltag auch bestimmt.

00:07:26: Ich glaube, Auf ihn hat sich es vor allem so ausgewirkt, dass er dann ein schlechtes Gewissen hatte, wenn er sich mit Freunden treffen wollte und dass er sich teilweise auch dann gar nicht mehr so getraut hat, jemanden einzuladen.

00:07:39: Also da sind wir danach dann auch draufgekommen, dass er gesagt hat so, ja manchmal trau ich mich gar nicht mehr dich zu fragen.

00:07:45: ob ich was mit einem Freund machen darf.

00:07:47: Und da dachte ich mir so, okay, Scheiße, das klingt schon sehr toxik, glaube ich, dass ich drauf bin.

00:07:53: Und ich will immer einen Freund, der nicht einschränken.

00:07:55: Also es war in mir halt auch diese Zwiespalt zwischen einerseits will ich ja frei sein und spreche auch über Feminismus und eben die eigene Freiheit leben, die eigene Kraft leben.

00:08:05: Aber ich fühle mich halt dann so verdammt abhängig.

00:08:08: Und ich war auch wütend auf mich selber, dass ich so ihm gegenüber bin, weil ich wollte immer die Freiheit geben.

00:08:14: aber ich habe einfach diese negativen Gefühle nicht ausgehalten, die mir gekommen sind, wenn ich ihn nicht hatte.

00:08:19: Du

00:08:19: warst ja auch im Psychotherapie und da geht es ja auch um Kindheit.

00:08:23: und jetzt frage ich mich... Erinnerst du dich an Erlebnisse oder Situationen, die dich zu dem gemacht haben, der du dann geworden bist, also dass du vielleicht gekränkt warst oder dich einsam gefühlt hast?

00:08:31: Also gibt es da Ursachen vielleicht in der Beziehung zu deinen Eltern?

00:08:35: Ich bin schon auf vieles natürlich draufgekommen.

00:08:37: durch meine Therapie und auch jetzt in der Arbeit mit meinen Klientinnen gibt es schon auf jeden Fall so ein roter Faden, der sich bei vielen durchzieht.

00:08:44: Also emotionale Abhängigkeit, das eines der Kernprobleme ist ja auch das Selbstwert, dass mein geringes Selbstwertgefühl hat.

00:08:52: dass eben dadurch entstehen kann, zum Beispiel, dass Eltern nur sehr auf Leistung aus sind und das Kind nicht so sehen, wie es ist, sondern quasi, dass man nur Aufmerksamkeit und Liebe bekommt, wenn man lauter Einsen hat, zum Beispiel, also sehr hoher Perfektionsdruck.

00:09:06: Das sagen viele Klientinnen von mir, kenne ich auch selber diesen Wert an der Leistung messen.

00:09:11: Und ja, bei vielen ist es auch eben so dieses, die Gefühle werden nicht gesehen des Kindes.

00:09:16: Manchmal ist es auch so, dass ein Elternteil zum Beispiel sehr schnell sehr laut wird.

00:09:20: oder wirklich sehr unberechenbar wird, sodass die Kinder einfach beginnen, ihre Antennen quasi nach außen zu fahren und immer zu scannen, die Umgebung, okay, wie muss ich sein, damit ich ja niemanden aufrege?

00:09:32: Wie muss ich sein, damit ich gemocht werde, damit ich geliebt werde?

00:09:35: Also so dieses Kernthema ist eigentlich so zum einen ein niedriger Selbstwertgefühl, zum anderen noch den eigenen Wert am Außen festmachen.

00:09:44: und immer sehr viel Wert darauf legen, was denken andere von mir, werde ich gemacht.

00:09:49: Also man ist sehr weg von sich selber, weil das als Kind oft nicht gesehen wurde, wie man selbst ist.

00:09:54: Aha, und der Partner dient dann so für die Verschmelzung, für die ständige Bestätigung so eher?

00:09:59: Also es ist unterschiedlich, also zum Beispiel bei meinem Freund, was so, er hat nie jetzt über mich bestimmt oder so, er hatte jetzt nie diesen Anspruch.

00:10:05: Es war eher für mich so, dass ich das Gefühl hatte, okay, ich schaff's nicht allein und ich muss möglichst viel Zeit mit ihm verbringen, damit unsere Beziehung bestehen bleibt.

00:10:14: Also es ist so dieses Gefühl, okay, ich muss sehr viel geben, ich darf keine Ansprüche haben, ich darf keine Bedürfnisse haben, weil dann bin ich anstrengend, also sehr so dieses, was viele Frauen auch kennen, so dieses brave Mädchen sein, um geliebt zu werden.

00:10:27: Und man versucht dann, das gegenüber zu lesen, okay, wie muss ich sein, dass ich geliebt werde, so.

00:10:33: Aber

00:10:33: dann hast du ja eigentlich das falsch abgeleitet, ein Anführungsstrichchen, oder?

00:10:37: Weil wenn du so sagen, immer sehr viel Aufmerksamkeit und Zweisamkeit eingefordert hast, obwohl er mal mit den Kumpels weggehen wollte.

00:10:43: warst du ja eigentlich erst recht anstrengend?

00:10:47: Ja, es ist nämlich das Interessante, dass man eigentlich durch dieses Verhalten auch die eigene Beziehung sehr sabotiert und eigentlich dadurch durch diese Übernähe oder diese zu viel Nähe eigentlich die Beziehung zerstört, wovor man ja am meisten Angst hat.

00:11:01: Also viele haben eben auch so eine sehr große Verlustangst, die ich halt auch hatte.

00:11:05: Das habe ich dann auch gemerkt, dass ich mir dachte, Scheiße, ich sabotiere meine Beziehung und wenn ich so weitermache, dann werden wir uns trennen.

00:11:13: Wie wäre es also optimaler?

00:11:14: Wie kann man eine gute Form der Nähe definieren im Gegensatz zur emotionalen Abhängigkeit?

00:11:20: Wir müssen weniger über Nähe sprechen, mehr über Abstand sprechen, weil die Nähe ist grundsätzlich schon gegeben, aber es ist zu wenig an Abstand.

00:11:29: Und ich glaube, wichtig wäre es, zu sagen, okay, man verbringt doch mal Zeit getrennt, man hat Hobbys getrennt, vielleicht getrennte Freundeskreise, also man schaut, dass man wieder ein bisschen mehr Abstand reinbekommt und das betroffen auch so diese Nähe zu sich selbst gewinnen und dass ich mehr meine eigenen Bedürfnisse spüre.

00:11:46: Was will ich eigentlich?

00:11:47: und nicht immer nur so, okay, was könnte man gegenüber wollen?

00:11:51: Und

00:11:51: vielleicht auch das Gefühl, dass man einander nah ist, auch wenn man sich nicht gerade sieht und unabhängige Dinge voneinander macht, so eine Art Urvertrauen.

00:11:58: Genau, ja.

00:11:59: Das ist auch oft so.

00:12:00: eben, dass ich mir auch gedacht habe, okay, wenn jetzt wir getrennt sind an einen Tag zum Beispiel, dass ich mir dann so dachte, scheiße, habe ich ihm jetzt zum letzten Mal gesehen, so, wieder jetzt sterben.

00:12:10: Also solche Gedanken hat man dann so.

00:12:13: Ich stelle dir jetzt

00:12:13: ein paar Entweder-Oder-Fragen, sich gebraucht fühlen oder lieber unabhängig sein.

00:12:19: Unabhängig sein?

00:12:20: Nähe oder Freiheit?

00:12:22: Nähe.

00:12:23: Alles teilen?

00:12:24: oder Geheimnisse haben.

00:12:26: Das sind so schwierige Fragen, wenn mich das irgendwo in der Mitte, ich find's richtig schwer.

00:12:30: Das

00:12:31: lass ich dir durchgehen.

00:12:32: Du darfst auch mal ein Kompromiss schließen.

00:12:34: Also beides ist aber erlaubt.

00:12:36: Geheimnisse haben.

00:12:37: Gut.

00:12:38: Also Geheimnisse nicht, ich verheimliche dir jetzt was, sondern eher so dieses, okay, ich muss nicht wirklich jeden Pups meines Lebens mit dir teilen, um dir nahe zu sein.

00:12:47: So meine ich das eher.

00:12:47: Ja,

00:12:48: ja, also es ist keine Symbiose, nennt man das ja auch in der Psychoanalysen.

00:12:51: Man verschmilzt nicht und es ist alles eins, sondern man darf zwei separate.

00:12:56: Universen darstellen,

00:12:57: die sich berühren,

00:12:58: die Verschneidung haben, ständig Kontakt haben oder auch mal einen Tag nichts voneinander hören.

00:13:03: Ich bin tatsächlich bei ständig Kontakt haben, mit sich so diese ganze Zeit kontrollieren, aber ich habe das schon gerne, wenn ich zumindest einmal am Tag dann was von meinem Freund höre, einfach so ein Hallo hast du gut geschlafen.

00:13:15: Wie geht's dir?

00:13:16: Es zeigt mir so, hier, ich sehe dich, auch wenn wir getrennt sind.

00:13:20: Habt

00:13:20: ihr die Wo-ist-Funktion im Handy an?

00:13:22: Ja.

00:13:23: Tracked euch gegenseitig.

00:13:24: Wo ist er?

00:13:24: Wo

00:13:24: ist sie?

00:13:25: Ich vergesse nicht mehr, dass es gibt.

00:13:26: Aber manchmal, wenn ihr dann nicht antwortet, schau ich dann schon mal an.

00:13:29: Okay.

00:13:30: Hast du dann schon mal nachgefragt?

00:13:31: Na, wo warst du denn da?

00:13:33: Oder gab's das noch?

00:13:34: Nein, also es war jetzt nicht zu kontrollieren.

00:13:35: Es war eher, wenn ich irgendwas gebraucht habe, ob er jetzt zu Hause ist oder nicht.

00:13:38: Ja, okay.

00:13:39: Also ist nicht ein Ausdruck von Misstrauen.

00:13:40: Nein.

00:13:41: Gemeinsam entscheiden oder selbstbestimmt handeln.

00:13:45: Ja, beides wieder.

00:13:46: Das sind so schwierige Fragen.

00:13:49: Weil ich finde bei den wichtigen Entscheidungen sollte man schon beides abwägen und dass jeder einfach seine Meinung auch sagen kann.

00:13:55: Aber schlussendlich muss jeder das tun, was auch für einen richtig ist.

00:13:59: Ja, das ist eine demokratische Haltung, die du hast.

00:14:01: Kompromiss oder klare Grenzen?

00:14:04: Kompromiss.

00:14:05: Eigene Bedürfnisse äußern oder Harmonie waren?

00:14:09: Eigene Bedürfnisse äußern.

00:14:10: Jetzt wollen wir wissen, wie kommt man aus einer Situation heraus, aus dieser emotionalen Abhängigkeit?

00:14:15: Du hast schon geschildert, da gab es diesen Tag, wo du nur geweint hast.

00:14:18: Wie war das für deinen Umfeld, für deine Mitmenschen, haben die das mitbekommen?

00:14:22: Und waren da auch Leute, die dir unterstützt haben oder Situationen, die prägend waren für den Weg danach?

00:14:28: Die wenigsten haben mir konkret davon gewusst.

00:14:30: Ich hab's nicht verheimlicht, aber es fällt nicht auf, weil nach außen hin war ich die starke, selbstbewusste Frau, die auf den Bühnen steht, ein Buch schreibt.

00:14:38: Man hat so im Alter nicht gemerkt.

00:14:40: außer dass ich ja weniger Zeit für Freundinnen hatte und schon grundsätzlich bei Terminen immer abgecheckt habe, okay, hätte mein Freund auch Zeit und mir die Termine halt so gelegt, dass mein Freund eh keine Zeit hat, aber das war alles sehr intern, also das hat jetzt niemand mitbekommen, wie sehr ich mein Leben eigentlich nach ihm ausrichte.

00:14:58: Woran kann ich das denn erkennen bei einer Freundin zum Beispiel?

00:15:00: Ich glaube, das ist tatsächlich gar nicht so leicht, weil ... betroffenen das eigentlich für sich behalten und das gar nicht so nach außen tritt.

00:15:09: Ich finde, wo man es am stärksten merkt, ist so auch in toxischen Beziehungen und da wird es halt dann auch richtig gefährlich.

00:15:15: Ich hatte halt das Glück oder sagen wir so mal nicht das Pech, dass ich einen toxischen Partner hatte.

00:15:21: Ich habe mich wie gesagt sehr stark nach meinem Partner ausgerichtet und er hätte das schon auch ausnutzen können und mich in gewisse Richtungen manipulieren können, was er nicht getan hat.

00:15:32: Aber bei einer Bekannten von mir Da ist es so und das sehe ich von außen okay.

00:15:36: Das ist mehr als toxisch, das ist missbräuchlich, manipulativ, hochgradig und sie kommt einfach nicht aus dieser Beziehung raus.

00:15:45: Also das ist halt eine sehr destruktive, sehr gefährliche Form auch von der emotionalen Abhängigkeit, wo man es als Außenstehender schon merkt.

00:15:53: Aber so die weniger ausgeprägte wird man wahrscheinlich gar nicht zu merken als Freundin.

00:15:59: Man könnte auch sagen, emotionale Abhängigkeit ist auch so ein bisschen romantisch.

00:16:02: weil man den anderen halt so toll findet und immer bei sich haben will, zumindest in dem Modell, was du erzählt hast.

00:16:08: Aber andererseits, das klingt jetzt auch schon so durch, hat es schon auch was von psychischer, sagen wir mal, Disbalance oder vielleicht sogar Erkrankung.

00:16:15: Wie würdest du das einordnen?

00:16:17: Gibt es da Stufen?

00:16:18: Ab wann ist es krankhaft?

00:16:20: Es gibt verschiedene Ausprägungen, es gibt auch die abhängige Persönlichkeitsstörung, das ist so auf dem... Ja, am ausgeprägtesten, ich bin eher nicht so ein Fan davon zu sagen, es ist eine Erkrankung, weil eine Erkrankung halt für mich halt wieder ein bisschen was von diesem, ich bin dem ausgeliefert und ich kann das nicht beeinflussen, was halt gerade bei emotional abhängigen Personen generell schon das Thema ist, dass sie sich sehr ausgeliefert fühlen und ich glaube, dass das eigentlich den Heilungsverlauf ja negativ beeinflussen kann, dieser Begriff.

00:16:52: Ich in meiner Arbeit als Coach arbeite mit Frauen und schaue mir die konkreten Verhaltensweisen an und wie man die eben verbessern kann.

00:16:58: zu mehr Freiheit.

00:16:59: Was hast du denn persönlich herausgezogen aus diesem Prozess von der abhängigen in die unabhängige Persönlichkeit?

00:17:06: Ich sehe meine Stärke jetzt viel mehr als Person.

00:17:09: Also es war sehr selbstermächtigend.

00:17:12: Am Anfang dachte ich mir, wie soll ich eine Nacht ohne meinen Freund überleben?

00:17:16: Und jetzt verbringen wir Urlaubergetrennt zwei Wochen und klar, es kostet mich Überwindung und es ist halt out of the comfort Zone.

00:17:23: Aber ich weiß, ich überlebe es und es tut unsere Beziehung sogar gut, dieser Abstand.

00:17:28: Und jetzt freue ich mich ja oft Zeit alleine und genieße das sehr.

00:17:32: Und ich weiß auch, wenn unsere Beziehung sich mal trennen soll.

00:17:36: oder er mich verlassen sollte oder ich ihn wie auch immer, klar wird es eine schwierige Zeit werden, aber ich weiß, dass ich das überlebe und ich weiß, dass ich einen guten sozialen Kreis habe, viele Freundinnen, die mich da auch unterstützen und so dieses, ja ich habe dieses Vertrauen nämlich selbst und dieser Glaube an mich und es ist irgendwie eine unglaubliche Stärke auch, die ich dadurch entwickelt habe und ich ja auch selbst liebe, also ich mag mich dadurch jetzt viel mehr selber.

00:18:03: Und reguliert ihr denn so euren Alltag, dass ihr sagt, jetzt bin ich zwei Wochen getrennt, aber dann machen wir jeden Donnerstag, dass wir ins Kino gehen zusammen?

00:18:10: Oder braucht es das nicht?

00:18:12: Ja, ich verstehe dafür, dass wir fixe Date Nights einführen, weil gerade in einer elfjährigen Beziehung nimmt man sich dann oft für selbstverständlich.

00:18:19: Wir sind immer wieder im Überlegen, ob wir fixe Date Nights machen, aber jetzt nicht aus diesem Kontroll zwang heraus, sondern eher so, weil wir halt wieder mehr.

00:18:29: Dinge miteinander leben wollen.

00:18:31: Du hast eine Ausbildung gemacht zur Mentaltrainerin.

00:18:34: Warum ist es dir so wichtig, dieses Thema nach außen zu transportieren und anderen Menschen dabei zu helfen?

00:18:39: Es hat sich so entwickelt die letzten Jahre.

00:18:41: Also es war... Seit ca.

00:18:43: acht Jahren ist mein Thema so, ich sage jetzt mal über Begriff Frauen stärken, also im Sinne von Tabuthemen ansprechen, offen über die Periode sprechen, über Körperbehaarung, also ganz viel so.

00:18:54: Frauen stärken, auch innerhalb der Beziehung.

00:18:58: Und auch das Thema Feminismus ist ein großes Thema und irgendwie hat sich das jetzt so runtergeristet auf das Thema emotionale Abhängigkeit, wo ich mir dachte, hey, Betroffene leiden da so extrem darunter und es ist halt ein Käfig, den man sich selber macht.

00:19:11: wo man sich selber reinsteckt als Frau.

00:19:14: Und ich denke mir, es ist so, ich merke selber, was mir das für eine Freiheit bringt und was mir das für eine Selbstliebe bringt, da einfach aus diesem Käfig einfach mal rauszusteigen, weil er ist im Endeffekt nicht abgeschlossen.

00:19:25: Und das motiviert mich da jetzt einfach so.

00:19:27: Ich habe dann einen guten Punkt, wo ich ansetzen kann und sehr viel erreichen kann, denn wenn Frauen gerade auch in der Beziehung unabhängig sind, dann können sie das auch in anderen Beziehungen eher für sich einstehen.

00:19:38: Also auch zum Beispiel Gehaltsverhandlungen für sich einstehen.

00:19:41: Gerade so die zwischenmenschliche Beziehung, romantische Beziehung ist eine Ebene, wo es... sehr schwierig ist, da auszubrechen.

00:19:48: Aber wenn man es eben hier schafft, dann weitet sich das auf das restliche Leben aus.

00:19:53: Feminismus bedeutet also dann?

00:19:56: Für dich?

00:19:56: Deine Distribution von Feminismus.

00:19:58: Spontan das Erste, was mir kommt, ist, Frauen stärken, in ihre Kraft zu kommen.

00:20:03: Obwohl es natürlich nicht nur um Frauen geht, aber deswegen bin ich auch wieder ein bisschen weg von diesem Begriff Feminismus.

00:20:07: Aber so meine persönliche Vision ist es einfach wirklich, Frauen zu stärken, ein selbstbewusstes Leben zu leben.

00:20:13: Und die Themen Sexualität und Tabus brechen.

00:20:16: Warum sind die dir wichtig und haben sie auch was mit emotionaler Abhängigkeit zu tun?

00:20:20: Es geht für mich eigentlich bei beiden Themen sehr um die Charme.

00:20:25: sich für ganz viele Dinge schämen.

00:20:27: Und emotionale Abhängigkeit ist eben auch so was.

00:20:29: Da schämen sich sehr viele Frauen dafür, genauso wie Periode, Körperbehaarung.

00:20:33: Und ich habe einfach selber gemerkt, in meiner Jugend habe ich mich für sehr, sehr viele Dinge geschämt und habe das sehr darunter gelitten.

00:20:40: Und so habe ich eigentlich begonnen, da offen auch über die Periode eben vor allem zu sprechen, weil ich selber darunter gelitten habe.

00:20:48: Man einfach denkt, das sind die normalsten Dinge der Welt.

00:20:51: Und so viele Menschen und so ziemlich alle Frauen sind davon betroffen.

00:20:55: Deswegen möchte ich das einfach interpretieren.

00:20:58: Jetzt coachst du andere Frauen und mich würde interessieren, was sind die Fragen, die du den Frauen stellst?

00:21:03: Im Coaching geht es eigentlich gar nicht so viel um die Vergangenheit wie jetzt zum Beispiel bei der Psycho-Therapie, wo man schon eher gezielter in die Kindheit schaut.

00:21:10: Bei mir ist es eher so, wenn jetzt ein Verhalten ihm jetzt aufpoppt, frage ich manchmal, von wo kennst du das?

00:21:17: von wo kennst du dieses Gefühl?

00:21:19: Und da kommt dann sehr oft, ja, ich kenn's von meinem Vater, ich kenn's von meiner Mutter, ich kenn's von mir als Kind.

00:21:24: Und so komme ich dann eigentlich in die Kindheit oder in die Jugend.

00:21:28: Wie kannst du dann Leuten helfen, dann daraus zu kommen?

00:21:31: Gibt's da so ein paar Tricks oder Hinweise?

00:21:33: Ja, sind meine Arbeit.

00:21:34: sind es vor allem gezielte Frage-Techniken.

00:21:36: Ich arbeite auch mit verschiedenen Übungen, aber was ich so merke, so was sehr viel bringt, sind gezielte Frage-Techniken, die zum Umdenken anregen.

00:21:45: Also ich biete eigentlich nur mal eine andere Perspektive an.

00:21:48: und oft ist es ja so, wir leben in unseren eigenen Konstrukt und denken, also wie wir denken, so ist die Welt, also unsere Realität ist die Realität.

00:21:56: Aber jeder Mensch nimmt ja andere Dinge wahr und hat quasi auch so eine andere Realität.

00:22:02: Also wenn ich durchs Leben gehe und mir denke, war keiner mag mich, dann ist es eine ganz andere Annahme, als wenn ich durchs Leben gehe und in einen neuen Raum komme und mir denke, ja, die mögen mich sicher alle.

00:22:12: Also es ist jetzt ganz unterschiedlich, wie du halt dann auch deine Realität wahrnimmst.

00:22:17: Was eigentlich sehr simpel ist, aber sehr effektiv, ist so dieses einfach mal nur einen Blickwinkel anbieten.

00:22:22: Wir drehen uns ja oft in dieser Gedankenspirale und kommen dann nicht raus.

00:22:27: Und oft ist es eben sehr hilfreich, sich gerade deswegen auch eine Person von außen hin zuzunehmen, die einfach die Dinge mal anders sieht oder eben gezielt hinterfragt, so die eigene Spirale und so eben auch unterbricht.

00:22:38: Kannst du ein Beispiel aus deiner Praxis

00:22:39: geben?

00:22:40: Das ist jetzt vielleicht nicht so ein Beispiel, aber ich hatte eine Klärin, die gesagt hat, okay, wenn sie nicht hundert Punkte erreicht, schlecht.

00:22:47: Und dann habe ich gefragt, okay, aber was wäre, wenn du sagst, du willst nur Achtzig erreichen oder Neunzig erreichen, schaffst du das dann?

00:22:55: Und dann habe ich gesagt, ja, also Neunzig habe ich auf jeden Fall.

00:22:58: Und so da mal umdenken, okay, brauche ich überhaupt Hundert Prozent.

00:23:02: Und was macht es mit mir, wenn ich jetzt nur Achtundantig Prozent erreiche?

00:23:06: Und dass sie eigentlich wissen, hey, das ist voll genug.

00:23:09: Da auch mal hinterfragen, okay, diese Hundert Prozent.

00:23:12: Ist das eigentlich ein Maßstab, den ich an mich selber haben will?

00:23:16: Oder ist es ein Maßstab, der vielleicht zu meinen Eltern gehört?

00:23:20: und jetzt auch als Erwachsene zu entscheiden, okay, ich habe die Freiheit entweder ich übernehme den Maßstab meiner Eltern oder ich überlege mir selber, wie möchte ich meinen Wert als Person messen und möchte ich den überhaupt messen an meiner Leistung?

00:23:33: Du hast uns

00:23:34: erklärt, dass die emotionale Abhängigkeit bei dir angesiedelt war?

00:23:39: Hat denn dein Freund auch einen Anteil daran?

00:23:41: Also du sagst, da ist ja auch ein Missbrauchspotenzial und gut, wenn der Partner das nicht ausnutzt.

00:23:48: Aber würdest du sagen, dass ihr beide da eine Rolle spielt?

00:23:52: Ja, das ist die Frage, die ich mir seit elf Jahren stelle, ehrlich gesagt.

00:23:55: Also ich glaube, wir haben beide einen Anteil und er ist auch eine Person, die sich dann interessanterweise auch sehr unterordnet.

00:24:02: Und wenn es mir nicht gut geht, dann ging es ihm auch... oft nicht gut.

00:24:06: Also da ist auch so dieses emotional abhängige, wenn man seine Gefühle an den anderen quasi festmacht so.

00:24:12: Also ich sehe bei ihm interessanterweise schon auch Tendenzen.

00:24:16: Ja, so genau kann man sich sagen und ich finde auch, wir können nur für uns selber Verantwortung übernehmen und ich kann nur entscheiden, okay, ich arbeite mal ein Thema auf, aber was er mit seinem Thema macht, ist seine Sache.

00:24:27: Habt

00:24:27: ihr dann ganz viel geredet oder seid ihr zur Paartherapie auch gegangen?

00:24:30: Wir

00:24:30: reden ganz viel und ich therapiere ganz viel und manchmal findet er es ein bisschen nervig.

00:24:37: Der Bier ist vielleicht übertrieben, aber wir sprechen sehr viel über solche Themen und mich interessiert einfach Persönlichkeitsentwicklung sehr, sehr, sehr und vor allem mich selbst kennen zu lernen, die Dynamiken in der Beziehung.

00:24:48: Und ich habe dann auch einen sehr großen Redebedarf und spreche das eben auch an, was ich erkannt habe und frage ihnen, okay, wie empfindest du das?

00:24:55: Und wir sprechen das sehr offen.

00:24:58: Ich merke, er findet das ein bisschen anstrengend, weil es manchmal gar nicht so leicht ist, zu den eigenen Gefühlen überhaupt zu kommen, wenn man diese Übung nicht hat.

00:25:06: Ich stell mir das gerade so vor, du bist erst abhängig und dann machst du Therapie und dann sagst du, hey Schatz, übrigens, ich hab dich immer gequält, ich wollte immer bei dir sein, dabei wolltest du ja deine Freiheit haben und eigentlich ist es ja auch in Ordnung.

00:25:16: Eigentlich bin ich jetzt sozusagen diejenige, ich muss an mir arbeiten.

00:25:20: Wie reagiert denn so ein Mann dann da drauf?

00:25:22: Ja, es ist eh interessant, was du ansprichst, weil ich hatte dann schon auch Schuldgefühle und hab mir gedacht, boah, ich bin ja voll toxisch oder ich hab diese und jene Verhaltensweisen mitgebracht.

00:25:31: Also es waren dann schon wieder so Situationen, wo ich mir dachte, okay, ich hab mein Freund leid.

00:25:37: und dann habe ich das aber angesprochen und gesagt so ja und er ist dann so nein ich kenne dich ja und ich habe mich ja für dich entschieden und ich weiß wie du bist.

00:25:45: und ja so auf die Art wir haben alle unsere Themen und es ist schön dass ich das jetzt aufarbeite und er genießt auch seine Freiheit jetzt.

00:25:54: aber es war nie so dass er so gesagt hat ja ich habe so viele Probleme und also ich habe mich immer sehr Eigentlich geliebt Gefühl, so wie ich bin.

00:26:04: Schuldgefühle

00:26:04: und Scham, die Begriffe hast du benutzt.

00:26:07: Wie wird man die denn los in diesem Zusammenhang?

00:26:09: Ist das nicht auch sehr schmerzhaft, dann immer sozusagen zu sagen, ich habe da wirklich meine Schwäche?

00:26:13: Oft sind die Dinge, die ich in meinen Therapiestunden oder meinen Coachingstunden realisiert habe über mich und dann in einer ruhigen Minute aufgebreitet habe so meine Erkenntnisse.

00:26:23: Und manchmal, wenn ich dann dieses Verhalten zum Beispiel wieder an den Tag gelegt habe, hatte das dann angesprochen und gesagt, ey, Schau, Schatz, du bist da gerade wieder.

00:26:31: Und da war ich dann schon manchmal in so einem, du hast mir gar nichts zu sagen, also in so einem Trotz.

00:26:37: Ja, dann lassen wir es abkühlen und meistens sprechen wir dann später wieder normal darüber.

00:26:43: und ich sag so ja, das ist eigentlich eh ein bisschen recht.

00:26:47: Und ist es manchmal notwendig sich zu trennen?

00:26:49: Ich meine, dass du jetzt so elf Jahre mit deinem Partner solche Höhen und Tiefen überstanden hast und jetzt wieder auf der Höhe seid, das ist ja eigentlich eher selten.

00:26:58: Ist das manchmal eine Lösung die Trennung oder ist es dann einfach nur Problem verschieben, weil man es ja nicht angegangen hat?

00:27:03: Das kann ja beim nächsten dann wieder genauso sein.

00:27:05: Gerade wenn auch Missbrauch stattfindet, emotionaler oder körperlicher wie auch immer.

00:27:10: Wenn es sehr schlimme, destruktive Beziehungen auch sind, würde ich natürlich sagen, ja, Trennung macht Sinn.

00:27:16: Oft wissen das aber auch begroffene Frauen, dass sie sich trennen müssen, aber sie schaffen es nicht.

00:27:21: Deswegen, es bringt doch nicht zu sagen, ja, trenne dich doch einfach, weil ja, so leicht ist es halt einfach nicht.

00:27:27: Es ist dann aber schon auch so, wenn du dein Thema nicht angehst, dann zeigt sich es einfach nur in anderen Beziehungen wieder und die Chance ist sehr groß, dass du halt wieder in so einer Beziehung hineingerätst.

00:27:37: Wie erkenne ich die emotionale Abhängigkeit?

00:27:40: Wie gehe ich damit um?

00:27:41: Welchen Weg nach draußen gibt es?

00:27:43: Ich glaube ... Kritisch wird es dann, wenn wir merken, okay, mein Freund beeinflusst sehr viel von meiner Freizeitgestaltung auch.

00:27:51: Also wenn ich merke, ich möchte zum Beispiel ins Kino gehen, mein erster Gedanke ist mein Freund, mach's mit meinem Freund.

00:27:58: Wenn sich so alle Gedanken nur um diese eine Person drehen, also muss auch nicht der Freund sein, können auch andere Personen sein.

00:28:04: Wenn ich so merke, okay, diese eine Person... Fries zu neunzig Prozent meiner Gedanken.

00:28:09: Es wäre auf jeden Fall eine Tendenz dazu.

00:28:12: Auch wenn ich merke, wenn man... Partner z.B.

00:28:15: traurig ist und ich dann auch gleich traurig werde und dann nicht mehr fröhlich sein kann.

00:28:20: Es ist auch so eine Tendenz.

00:28:21: Ich meine, klar, es ist halt immer schwierig zu sagen, weil es ist immer ein Spektrum und das ist natürlich Empathie auch wichtig und dass man sich auch gefühlstechnisch einschwingt.

00:28:31: Aber wenn so dieses Mitleiden kommt und so dieses Ich kann nicht glücklich sein, wenn du es nicht bist, das ist auch so eine Tendenz z.B.

00:28:39: Wenn wir das Gefühl haben, okay, wir leiden wirklich drunter oder die andere Person leidet darunter.

00:28:44: Also wenn es auch so dieses ist, ich kann keine Zeit alleine verbringen, ich bin traurig, wenn ich alleine bin.

00:28:51: Ja, dann ist höchste Zeit, mal allein zu sein.

00:28:53: Also dann müssen wir uns mit dieser Angst konfrontieren.

00:28:56: Das ist auch so was, wo ich sagen würde, okay, Zeit alleine zu verbringen.

00:29:00: Wäre schon wichtig, dass man das auch kann, als erwachsene Person.

00:29:04: Das

00:29:04: übt ja dann auch.

00:29:05: Wenn man dann merkt, okay, es geht ja eigentlich.

00:29:07: Ja.

00:29:07: Und die

00:29:07: schönen Seiten der neuen Freiheit zu genießen.

00:29:10: Ja.

00:29:10: Das ist halt auch das Schwierige.

00:29:11: Man muss auch bei dem emotionalen Abhängigkeit sehr viel ... Ja, durch seine größten Ängste einfach durchgehen und auch sich mit seinen negativsten, schwierigsten Emotionen konfrontieren, weil wenn wir Angst haben, allein zu sein, es ist halt immer nur so ein, okay, wir wollen diese Gefühle nicht fühlen, deswegen gehe ich denen aus dem Weg.

00:29:30: Und dadurch werden sie halt oft nur noch größer.

00:29:33: Also das Wichtigste ist einfach, sich vor allem noch diesen unangenehmen Gefühlen auszusetzen und danach auch zu realisieren, okay, ich überlebe dir auch so, die gehen wieder vorüber und ich überstehe das.

00:29:44: Und danach geht man einfach nur gestärkter aus der Situation.

00:29:47: Hannah Maylou hat uns das alles mal erklärt, wie das so mit den Gefühlen ist.

00:29:50: Das war wirklich sehr beeindruckend, wie offen und nah.

00:29:53: Du da drüber gesprochen hast über deine professionellen Seiten, aber eben auch über deine privaten.

00:29:58: Das finde ich wirklich bewundernswert.

00:29:59: vielen Dank dafür, weil es doch so vielen Menschen auch weiterhelfen kann und sicher motiviert.

00:30:03: Vielen Dank dafür.

00:30:05: Danke schön.

00:30:06: Das

00:30:06: war's für heute.

00:30:07: Die nächste Folge von Ist das noch gesund?

00:30:09: Hört ihr in einem Monat oder seht sie in einem Monat?

00:30:12: Und um sie nicht zu verpassen, folgt uns gerne in eurer Podcast-App.

00:30:16: Wir freuen uns über positive Kommentare, über Kritik, über Themen, Vorschläge und nutzt dazu doch einfach die Social-Media-Kanäle der Techniker oder die E-Mail podcast at tk.de.

00:30:30: Und wir freuen uns natürlich über eine nette Bewertung.

00:30:33: Lieben Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

00:30:35: Tschüss!

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